von World Vision
Nach dem wiederholten Ausbleiben von Regenfällen in Äthiopien hat sich die Ernährungssituation in dem ostafrikanischen Land dramatisch verschlechtert. Nach Angaben der Kinderhilfsorganisation World Vision ist besonders das Leben und die Gesundheit von Kindern bedroht.
Hungersnöte: Millionen Menschen weiter auf Hilfe angewiesen
Eine von FEWS-NET (Famine Early Warning System Network) veröffentlichte Frühwarnung und Analyse zur Nahrungsmittelunsicherheit deutet darauf hin, dass etwa 5,5 Millionen Menschen zwischen Februar und Mai 2018 dringend Humanitäre Hilfe benötigen werden. Besonders betroffen sind die Bewohner in den südlichen und südöstlichen Regionen des Landes. Etwa 3,6 Millionen Kinder, schwangere Frauen und stillende Mütter sind stark unterernährt.
Weltweit leiden 815 Millionen Menschen unter Hunger. Das bedeutet bei einer Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden: Jeder neunte Mensch auf der Welt hat nicht genug zu essen.
Vor allem Menschen in afrikanischen und asiatischen Ländern sind von Hunger betroffen. Besonders schwierig ist die Lage in Gegenden, in denen die Ernährungssituation unsicher ist und zusätzlich langanhaltende Konflikte sowie Wetterextreme wie Dürren herrschen. Im vergangenen Jahrzehnt hat es Krisenländer wie Jemen, Südsudan, Somalia oder Nigeria schwer getroffen. Mehr als die Hälfte der 815 Millionen Hungernden, nämlich über 519 Millionen Menschen, leben in Asien.
In Afrika ist der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung mit 20 Prozent weltweit am größten. Dort hungern über 243 Millionen Menschen. Ein Großteil (224 Millionen) lebt südlich der Sahara. In Lateinamerika und der Karibik haben 42,5 Millionen Menschen nicht genug zu essen; in Ozeanien sind es 2,7 Millionen.
Hungersnöte nur als Folge von Dürreperioden und Regenausfällen zu sehen wird der vielschichtigen Katastrophe nicht gerecht. Die Ursachen sind komplex und bedingen sich gegenseitig. Sie reichen von Armut über wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen und ungerechte Wettbewerbschancen im Weltagrarhandel bis hin zum Klimawandel. Einige Jahre ging die Zahl der Hungernden in vielen Teilen der Welt zurück. Seit 2014 nimmt der weltweite Hunger aber wieder zu.
Klimabedingte Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen führen dazu, dass Felder vertrocknen und Ernten ausfallen. Dem Welternährungsbericht der Vereinten Nationen zufolge spielt dabei auch das Wetterphänomen El Niño eine entscheidende Rolle.
Außerdem wächst die Anzahl der Konflikte. Sie verschärfen die Lage zusätzlich – vor allem in Entwicklungsländern mit unsicherer Ernährungssituation. Insgesamt leben 489 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte aller Hungernden, in Konfliktgebieten. Die Gewalt wirkt sich nicht nur auf das Leben der Kinder, Frauen und Männer in den betroffenen Ländern aus, sondern auch auf Wirtschaft, Infrastruktur und Landwirtschaft. Gerade in ländlichen Gebieten haben Menschen unter Folgen wie Ernteausfällen oder Lebensmittelknappheit zu leiden.
Unterernährung oder qualitative Mangelernährung bedeuten, dass ein Mensch aufgrund eines Mangels an Nahrung nicht genügend Energie aufnehmen kann, um sein Körpergewicht zu halten. Laut Welternährungsorganisation liegt der Bedarf für ein normales, gesundes Leben bei 2.100 Kilokalorien pro Tag. Nimmt eine Person weniger als 1.400 Kilokalorien zu sich, spricht man von extremer Unterernährung. Unter der mangelnden Energiezufuhr leiden unter anderem das Immunsystem und die Abwehrkräfte. Deshalb verlaufen Krankheiten wie Cholera bei unterernährten Menschen oft tödlich.
Qualitative Mangelernährung heißt einseitige Ernährung. Steht bei Menschen beispielsweise jeden Tag Weizen, Reis oder Mais auf dem Speiseplan, füllt das zwar den Magen, aber es fehlt an überlebenswichtigen Mikronährstoffen wie Vitaminen, Proteinen, Eisen, Jod und Zink. Qualitative Mangelernährung wird auch als "versteckter Hunger" bezeichnet. Sie ist deutlich schwerer festzustellen als Unterernährung, da selbst übergewichtige Menschen zu wenig proteinreiche und vitaminreiche Nahrung zu sich nehmen können.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft sind weltweit im Einsatz, um hungernden Menschen zu helfen.
- Wir versorgen akut unterernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen mit lebensrettender Notfallnahrung und energiereicher Erdnuss-Paste
- Wir verteilen dürreresistentes Saatgut und richten Getreidebanken ein, um Hungersnöte von vornherein zu verhindern
- Wir verteilen Nahrungsmittelpakete mit Bohnen, Mais, Milchpulver, Nudeln und Öl
- Wir setzen Brunnen instand und verteilen Wasserreinigungstabletten
- Wir verbessern die Gesundheitsversorgung durch mobile Ärzte-Teams
- Wir impfen Kleinkinder, die durch die Unterernährung anfällig für Krankheiten sind
- Wir errichten Gesundheitsstationen, in denen Menschen medizinisch versorgt werden
Erfahren Sie mehr über den Kampf der Bündnisorganisationen gegen den Hunger!
Arbeit und frühe Heirat: Vor allem Mädchen leiden
Edward Brown, Direktor von World Vision Äthiopien beschreibt die Situation. "Bauern- und Hirtenfamilien berichten uns, dass die Ernte verdorrt und wertvolle Nutztiere gestorben sind. Kinder leiden darunter, dass sie die Schule verlassen und anstrengende Arbeit verrichten müssen, und junge Mädchen werden unter Druck gesetzt, Männer mit Geld zu heiraten."
So wurde die 15-jährige Nejuma gezwungen, die Schule zu verlassen, weil ihre Familie kein Einkommen mehr für Essen, Schulmaterial oder Kleidung hatte. "Ich musste meine Mutter bei einigen Hausarbeiten unterstützen, weil mein Vater auf der Suche nach Arbeit war", sagt Nejuma. "Die Auswirkungen von Naturkatastrophen sind am schlimmsten für Mädchen. Sie werden aus Not von ihren Familien schon in jungen Jahren verheiratet, da es nicht mehr genug zu essen gibt", so Brown. "Auch werden sie leicht Opfer von sexueller Ausbeutung."
So hilft World Vision den Menschen in Äthiopien
World Vision unterstützt die von der Dürre betroffenen Menschen, indem die Mitarbeiter vor Ort beim Bau von Brunnen, Wasserleitungen und -kanälen helfen, Landwirte bei der Versorgung des Viehs unterstützen und dürreresistente Samen verteilen. An Kinder, die in diesen Regionen leben, wird Schulmaterial ausgegeben und sie werden mit Hilfe von Schulessen versorgt. Kinder, die unter akuter Mangelernährung leiden, werden mit entsprechenden Maßnahmen behandelt. Mit Hilfe von lokalen, religiösen Führern und Regierungsvertretern konnten viele Ehen mit zu jungen Mädchen annulliert werden.
Insgesamt hat World Vision, Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft, im vergangenen Jahr 1,25 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Bildung und Gesundheitsmaßnahmen unterstützt. World Vision appelliert an die internationale Gemeinschaft 12,7 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen die Dürre in Äthiopien bereit zu stellen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für von Hunger betroffene Menschen in Afrika:
Stichwort: Hunger in Afrika
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30
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