von CARE
Elf Jahre nach dem Beginn des Völkermordes an den Ezid:innen* (auch: Jesiden, Yeziden) am 3. August 2014 kämpfen die Überlebenden immer noch darum, ihr Leben wieder aufzubauen.
CARE ist zutiefst besorgt über die anhaltende Vertreibungssituation ezidischer Familien im Nordirak, von denen viele seit Jahren in Vertriebenencamps leben. Einst als vorübergehender Zufluchtsort gedacht, ist daraus ein perspektivloser Dauerzustand geworden.
Lage in den Camps prekär
"Elf Jahre nach dem Völkermord sind die Wunden, die durch Gewalt, Vertreibung und Verlust verursacht wurden, noch immer nicht verheilt und schmerzen. Dies gilt insbesondere für die Zehntausenden ezidischen Familien, die weiterhin unter höchst prekären Bedingungen in den überfüllten Vertriebenencamps leben. Viele Ezid:innen sind traumatisiert, haben keine Chance zur Schule zu gehen oder eine Arbeit zu finden. Diese anhaltende Perspektivlosigkeit treibt zahlreiche Menschen in die Verzweiflung", sagt Cynthia Natenzi, CARE-Länderdirektorin für den Irak.
Vertriebene leiden unter Depressionen
"In unserer psychosozialen Arbeit mit den Vertriebenen begegnen wir häufig schwerer Depression, sozialer Isolation und sogar Suizidgedanken - selbst bei Kindern. Dazu kommt die unsichere Zukunft: Die Menschen haben Angst, dass die Camps geschlossen werden. Auch dies belastet ihre psychische Gesundheit. Viele wissen nicht, wohin sie dann gehen sollen."
Zerstörte Heimat
Mehr als eine Million Iraker:innen leben weiterhin als Binnenvertriebene - viele davon ezidische Familien im Nordirak. Diese hoffen seit Jahren auf eine Rückkehr in ihre Heimatregion Sindschar.
Doch laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind dort immer noch 80 Prozent der öffentlichen Infrastruktur und 70 Prozent der Wohnhäuser zerstört.
Kaputte Infrastruktur und Wirtschaft
"Es gibt keine funktionierenden Schulen, keine Arbeitsmöglichkeiten, keine Gesundheitseinrichtungen. Bewaffnete Gruppen und die damit verbundene Gewalt stellen immer noch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, vor allem für Frauen", erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland.
"Die Landwirtschaft, einst die wichtigste Einkommensquelle in der Region, ist zusammengebrochen. Dürre und der Klimawandel machen eine Bewirtschaftung nahezu unmöglich. Für viele gibt es schlichtweg keinen Weg zurück."
Klimakrise verschäft Lage im Irak
Eine CARE-Klimastudie zum Irak zeigt, dass sich die Lebensbedingungen durch veränderte Wettermuster drastisch verschlechtert haben. Viele Landwirt:innen können deswegen nicht mehr von ihren Ernten leben und verlieren dadurch dauerhaft ihre Existenzgrundlage.
"Internationale Gelder versiegen, während sich die Krise weiter verschärft. Wir fordern die internationale Gemeinschaft dringend auf, ihr Engagement zu erneuern. Die ezidische Gemeinschaft braucht unsere anhaltende Unterstützung, damit sie heilen und leben kann", so Cynthia Natenzi.
Neue Hoffnung für Frauen und Mädchen im Irak
CARE fordert deshalb eine Erneuerung des Engagements im Irak: Damit die Menschen neue Perspektiven entwickeln können, sind eine verstärkte internationale Unterstützung sowie ein ganzheitlicher Ansatz notwendig, der auch die bestehenden Herausforderungen um zerstörten Lebensraum und ökonomische Sicherheit in den Blick nimmt.
CARE arbeitet im Irak mit der von Ezid:innen geführten Organisation The Lotus Flower zusammen, um sichere Räume, psychosoziale Unterstützung und Schutzangebote für Vertriebene bereitzustellen. Im Fokus der Arbeit stehen dabei insbesondere Frauen und Mädchen.
* CARE wählt die Schreibweise Ezid:innen, da "Jesid:innen" als Fremdbezeichnung gilt und deshalb teilweise als nicht authentisch empfunden wird.
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