von Aktion Deutschland Hilft
Die Hälfte der Menschheit erlebt sie einmal im Monat – dennoch ist die Menstruation oft ein Tabuthema. Fehlendes Wissen, soziale Ausgrenzung und schlechter Zugang zu Hygieneprodukten machen vielen menstruierenden Menschen* weltweit das Leben schwer.
Welche Herausforderungen und Probleme es gibt, wie unser Bündnis hilft und welches Ziel der jährliche Tag der Menstruationshygiene am 28. Mai hat, erfahren Sie hier!
Periode: Soziale Ausgrenzung und Tabus
In vielen Ländern ist die Regelblutung ein Tabuthema. In Nepal beispielsweise werden Frauen, die ihre Periode haben, aus dem Haus verbannt und dürfen weder andere Menschen noch Wasser berühren. Der Brauch ist zwar seit einigen Jahren verboten, wird jedoch teils noch immer praktiziert.
Oft sprechen Mädchen weltweit mit niemandem über ihre Periode, weil sie sich schämen. Das fehlende Wissen über den körperlichen Prozess führt zu noch mehr Unsicherheit.
2018 wussten acht von zehn Mädchen in Malawi bei ihrer ersten Periode nicht, was mit ihrem Körper passiert; fast die Hälfte aller Mädchen im Iran glaubte, dass Menstruation eine Krankheit ist. Auch in Europa ist die Periode häufig mit peinlichem Schweigen und Scham verbunden.
Der Zusammenhang zwischen Menstruation und Bildung
Der Umgang mit der Regelblutung nimmt Menschen vielerorts die Chance auf Bildung. Viele gehen während ihrer Tage nicht zur Schule oder brechen sie mit der ersten Periode ganz ab. Ein weiterer Grund: Oft fehlt es in den Schulen an geschützten Waschräumen oder fließendem Wasser.
In vielen Ländern des Globalen Südens verpassen Mädchen bis zu 20 Prozent des Unterrichts, weil sie sich keine Hygieneprodukte leisten können. Die Fehlzeiten haben fatale Folgen. Junge Frauen machen keinen Schulabschluss und haben später kein eigenes Einkommen. Oder die Ausfälle bedingen Probleme wie Kinderheirat, Kinderarmut und Analphabetismus.
Warum die Regelblutung zu Armut führen kann
Der fehlende Zugang zu Hygieneprodukten ist ein Entwicklungshindernis. Wenn Frauen aufgrund ihrer Menstruation ausfallen, hat das auch Folgen für ihre Familien und die Wirtschaft. Vor allem, wenn sie die Verantwortung für die Beschaffung von Trinkwasser und Mahlzeiten, die Versorgung der Kinder und landwirtschaftliche Arbeit tragen.
Neben Scham und kultureller Tabuisierung spielt auch die Beschaffung von Hygieneprodukten eine wichtige Rolle. Binden oder Tampons sind gerade in ärmeren Ländern sehr teuer. In Uganda beispielsweise kostet ein Paket Binden im Schnitt zwei US-Dollar. Das ist mehr, als ein Drittel der Menschen dort am Tag verdient. Als Ersatz halten Blätter, Rinde, alten Stofflappen oder Plastiktüten her – eine große Gefahr für die Gesundheit.
Chisomo aus Malawi: "Ich fühle mich so viel besser"
Auch Chisomi Matthews aus Malawi kennt diese Probleme. "Als ich elf Jahre alt war und gerade die sechste Klasse besuchte, bekam ich meine erste Periode", erzählt die 14-Jährige. "Die folgende Zeit war eine Qual für mich. Wenn die Blutungen einsetzten, fehlte ich regelmäßig beim Unterricht."
Chisomo besucht eine ländliche Schule nahe Malawis Hauptstadt Lilongwe. Seit Jahren leidet die Region unter Wasserknappheit; die sanitäre Versorgung der Schulen ist entsprechend mangelhaft.
Wie Aufklärung das Leben des Mädchens veränderte
Um das zu ändern, erschlossen Helfer:innen unseres Bündnisses mehrere Brunnen, bauten Handwaschanlagen und neue Schullatrinen mit fließender Wasserversorgung. Und Frauen aus dem Dorf klärten die Mädchen über Menstruation und Monatshygiene auf.
"Besonders toll fand ich, dass wir gemeinsam lernten, wie man waschbare Damenbinden näht. Dadurch habe ich es geschafft, die 6. und 7. Klasse problemlos zu durchlaufen. Ich fühle mich seitdem so viel besser", sagt Chisomo.
So helfen Organisationen aus unserem Bündnis
- Wir errichten sichere Toiletten
- Wir verteilen wiederverwendbare Binden und Hygieneartikel – auch nach Katastrophen
- Wir klären über den weiblichen Zyklus auf
- Wir helfen mit sauberem Wasser an Schulen, kümmern uns um Sanitärversorgung, Latrinen und Abwasserleitungen
- Wir statten Lehrer:innen mit Lernmaterialien aus und bilden sie in der kindgerechten Vermittlung von Hygiene- und Gesundheitsthemen weiter
- Wir setzen uns gegen die Stigmatisierung der Menstruation ein
- Wir zeigen, wie Frauen und Mädchen sich selbst Binden herstellen können
Für Hilfsprojekte der humanitären Hilfe gibt es internationale Standards wie die des Sphere-Projekts. Aktion Deutschland Hilft setzt sich für die Anwendung dieser Standards ein.
Das Sphere-Handbuch greift die Sicherheit von Frauen und das Thema Menstruationshygiene im Bereich WASH (Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene) auf. Beides muss demzufolge in der Projektplanung berücksichtigt werden; schon einfache Maßnahmen wie Schlösser an Toilettentüren, angemessene Beleuchtung und die Trennung von Einrichtungen können die Gefahr von Missbrauch oder Gewalt mindern.
Auch in Europa ist die Periode kein Luxus
"Die Periode ist kein Luxus" – das Thema gibt es auch in Deutschland. Die gleichnamige Petition hatten 190.000 Menschen unterzeichnet; Anfang 2020 wurde die Mehrwertsteuer für Hygieneartikel von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Allerdings erhöhten daraufhin einige Hersteller von Menstruationsprodukten ihre Preise.
Ein anderes Beispiel ist Großbritannien. Jede zehnte junge Frau dort kann sich keine Hygieneartikel leisten, weil Tampons und Binden so hoch besteuert werden wie Luxusartikel. Knapp der Hälfte der menstruierenden Menschen ist es laut einer Studie peinlich, wenn sie ihre Periode haben.
Was ist der Tag der Menstruationshygiene?
Der Internationale Tag der Menstruationshygiene (englisch Menstrual Hygiene Day, MHD) ist jedes Jahr am 28. Mai. Er wurde 2014 von der Berliner Organisation WASH United ins Leben gerufen.
Ziel des Aktionstages ist es, das Bewusstsein für die Probleme von Mädchen und Frauen weltweit zu schärfen und das Schweigen zum Thema Menstruation zu brechen.
* Frauen, Mädchen und alle anderen menstruierenden Menschen wie Trans-, nicht-binäre oder geschlechtsneutrale Personen
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die weltweite Nothilfe
Stichwort: Nothilfe weltweit
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
Jetzt online spenden!