von LandsAid
Die Reise von LandsAid-Projektmanagerin Stefani Rackes da Silva in die Demokratische Republik Kongo verlief anders als erwartet. Geplant war ein üblicher Projektbesuch in der Provinz Süd-Kivu im Osten des Landes.
Dort setzt die Hilfsorganisation aus Kaufering seit 2022 über ihren lokalen Partner, dem CHAHI-Krankenhaus, verschiedene Maßnahmen zur Ernährungssicherung und Resilienz-Stärkung von Frauen um.
Projekt soll im Sommer 2025 beendet werden
Im Sommer dieses Jahres wird das nachhaltige Projekt, gefördert durch Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie durch Aktion Deutschland Hilft, zum Abschluss kommen.
Stefani Rackes da Silva reiste an, um sich einen letzten Überblick zu verschaffen über die vielseitigen Projektmaßnahmen, die sich an 250 Familien – mit hauptsächlich Frauen als Oberhaupt – in den Dörfern Ihanga und Kiomvu richten.
Langzeit-Konflikt eskaliert
Schon nach ihrem ersten Arbeitstag im Feld musste die Projektmanagerin jedoch von hier auf jetzt die Region verlassen: Der Langzeit-Konflikt zwischen der Armee der Demokratischen Republik Kongo und von Ruanda unterstützten Rebellen begann, dramatisch zu eskalieren.
Die Rebellen marschierten Richtung Goma vor, mit dem Ziel, die Provinzhauptstadt im Osten des Landes einzunehmen.
"Es bestand ein zu hohes Risiko"
Obwohl die von Rackes da Silva besuchten Ortschaften relativ weit von Goma entfernt liegen, haben die jüngsten Vorstöße der M23-Miliz in den Süden von Kivu sie dazu gezwungen, ihre Reise abzubrechen.
"Es bestand ein zu hohes Risiko, dass die Grenzen geschlossen werden oder es zu Protesten gegen die Miliz kommt – insbesondere, weil die kongolesische Armee nicht über die notwendige Stärke verfügt, um die Aktivitäten der M23 wirksam einzudämmen", berichtet sie.
Team flieht an die Grenze zu Ruanda
"Das CHAHI-Team und ich versuchten, so schnell wie möglich nach Bukavu zurückzukehren", so Rackes da Silva weiter. Bukavu ist eine Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo am südwestlichen Ufer des Kivusees, direkt an der Grenze zu Ruanda. Sie ist auch die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu, in der die Partnerorganisation ein Büro hat.
"Obwohl die jüngsten Entwicklungen erst kurz zuvor bekannt wurden, hatte die lokale Bevölkerung bereits über Radiosender Informationen erhalten, und es kam zu einer massiven Bewegung von Menschen, die versuchten, die Grenze nach Ruanda zu überqueren", erzählt sie.
Tausende verlassen Goma
Nach Tagen schwerer Kämpfe in der Stadt Goma sind die Folgen der Gewalt fatal. Die Flüchtlingssituation ist längst Realität. Unzählige Menschen, viele von ihnen bereits durch frühere Konflikte vertrieben, mussten erneut fliehen.
Hunderttausende Menschen sind schon auf der Flucht. Zahlen der UN gehen von rund 700.000 Binnenflüchtlingen allein in Goma und Umgebung aus. Die Unterstützung der Geflüchteten müsse für humanitäre Organisationen nun oberste Priorität haben, meint Rackes da Silva.
DR Kongo: Schwere humanitäre Krise steht bevor
"Die Demokratische Republik Kongo steht mit den jüngsten Ereignissen vor einer der schwersten humanitären Krisen ihrer Geschichte", befürchtet die LandsAid-Mitarbeiterin. Internationales und lokales Personal in der Region sei derzeit einem enormen Sicherheitsrisiko ausgesetzt.
Tausende von Geflüchteten würden möglicherweise keinen Zugang zu grundlegender humanitärer Hilfe erhalten. Darüber hinaus seien die Zugangsbedingungen zu entlegenen Dörfern äußerst prekär. Das wiederum mache diese Gemeinden in den kommenden Wochen besonders anfällig für die Kontrolle durch die Miliz und setze sie verschiedenen Formen von Gewalt aus.
Gewalt gegen Frauen und Kinder nimmt zu
Besonders besorgt ist Rackes da Silva über die Situation der Frauen: "Schon historisch gesehen sind sie häufig Opfer von Gewalt geworden. Aktuell sind sie einem noch größeren Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt oder sexueller Ausbeutung zu werden."
Ebenso wurden zahlreiche Kinder laut Kinderhilfswerk Unicef auf der Flucht von ihren Familien getrennt und sind nun verstärkten Risiken ausgesetzt.
Lage weiterhin gefährlich
Aus präventiven Gründen wurden die Projektaktivitäten in Kioumvu und Ihanga ausgesetzt. Stefani Rackes da Silva ist wieder gut in Deutschland angekommen. Innerhalb von nur wenigen Tagen hat sich die Lage in der Demokratischen Republik Kongo jedoch dramatisch verschlechtert. "Ich mache mir große Sorgen um die Sicherheit unseres lokalen Partnerteams", sagt Rackes da Silva.
Das CHAHI-Team stehe derweil in engem Austausch mit den Behörden, um weitere Informationen über die Zugangswege in Süd-Kivu und mögliche weitere Gebiete, die von der M23 eingenommen werden könnten, zu erhalten. Anhand derer werde entschieden, ob und wann die Aktivitäten wieder aufgenommen werden können.
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