
Interview mit René Fechner, ADRA Deutschland
Tausende Menschen harren immer noch im Flüchtlingscamp im griechischen Idomeni aus. Als eine der wenigen Hilfsorganisationen ist ADRA vor Ort. René Fechner, Nothilfekoordinator bei ADRA Deutschland, spricht im Interview über die Hilfe für die Menschen in Idomeni.
Wie ist die derzeitige Lage im inoffiziellen Flüchtlingscamp von Idomeni?
Es befinden sich noch immer über 12.000 Menschen im Camp. Humanitäre Mindeststandards sind nicht erfüllt. In den vergangenen Wochen wurden die Flüchtlinge wiederholt aufgefordert, das Camp freiwillig zu verlassen und in ein offizielles Flüchtlingscamp zu ziehen. Dieser Aufforderung kam niemand nach, so dass es nun täglich passieren kann, dass das Lager vom Militär oder der Regierung geräumt wird. Hilfsorganisationen haben an das Camp angrenzende Ackerflächen gepachtet, um weitere Zelte für Geflüchtete aufstellen zu können. Immer wieder ist die Rede davon, dass die griechische Polizei das Camp räumen lässt. Wann das passiert, weiß allerdings niemand.
Beschreiben Sie die Stimmung unter den Geflüchteten.
Die Unruhen nehmen zu und es kommt vermehrt zu Demonstrationen, Straßenblockaden und Streitereien untereinander. Da mittlerweile die ersten Abschiebungen vorgenommen wurden, spitzt sich die Lage weiter zu. Die Menschen im Camp sind zunehmend gereizt, denn sie sehen weder in Idomeni, noch in einem der offiziellen Flüchtlingscamps eine Perspektive. Man darf nicht unterschätzen, dass die Flüchtlinge untereinander sehr gut vernetzt sind. Das bedeutet, dass sie mithilfe ihrer Handys über die Medien auf den aktuellen Stand gebracht werden. In vielen Berichten sehen sie, wie es in den offiziellen Flüchtlingscamps zugeht. Dort sieht es nicht viel besser aus und bestimmte Mindeststandards sind nicht gegeben. Wieso sollten sie also aus freien Stücken das Lager in Idomeni verlassen?
Wie gefährlich ist die Situation angesichts der angespannten Lage für die Helfer vor Ort?
Die Helfer müssen stets die eigene Sicherheit im Auge behalten. Hierzu zählt, dass man sich Rückzugsorte schafft, falls es einmal brenzlig werden sollte. Zudem sollte man nicht alleine unter die Menschen gehen. Das betrifft vor allem Übersetzer, die gelegentlich Opfer von Anfeindungen werden, wenn die Menschen aufgrund von mangelhaften Informationen ihrem Ärger Luft machen. Trotzdem wissen die Bewohner des Camps, dass die Helfer ihnen nichts Schlechtes wollen.
Wie hilft ADRA den Flüchtlingen in Idomeni derzeit?
Aufgrund der schlechten hygienischen Zustände verteilt ADRA Hygiene-Kits, die Utensilien wie Seife, Zahnbürsten oder Babywindeln enthalten. Durch Aufklärungsmaßnahmen wird das Hygienebewusstsein der Geflüchteten weiter sensibilisiert. Außerdem verteilt ADRA Nahrung und leistet in Einzel- und Gruppengesprächen mithilfe von Übersetzern psychosoziale Betreuung. Darüber hinaus hilft ADRA den Menschen mit der Weitergabe von asylrechtlichen Informationen.
Was sind die Herausforderungen bei der Hilfe vor Ort?
Es ist schwierig den Überblick zu behalten, denn täglich geschieht etwas Neues und die Lage kann sich jederzeit ändern. Hierfür sind vor allem eine gute Koordinierung der Hilfsaktivitäten sowie genaue Absprachen notwendig. Derzeit wird ein temporäres Büro in Griechenland errichtet, so dass ADRA direkt vor Ort flexibel agieren kann. Wenn die Menschen tatsächlich gezwungen werden, aus dem Lager abzuziehen, müssen die Hilfsorganisationen auf mögliche Unruhen vorbereitet sein.
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