von Aktion Deutschland Hilft/Habitat for Humanity
Veronika Galkina engagiert sich ehrenamtlich bei unserer Bündnisorganisation Habitat for Humanity Deutschland. Die 33-Jährige unterstützt ukrainische Geflüchtete im Rheinisch-Bergischen Kreis bei der Wohnungssuche, begleitet sie zu Besichtigungen und übersetzt. Vor drei Jahren floh sie selbst mit ihrer Schwester aus der Ukraine. Im Interview erzählt sie von ihrer Ankunft in Deutschland und was ihr Engagement heute für sie bedeutet.
Aktion Deutschland Hilft: Frau Galkina, können Sie sich an Ihre ersten Tage oder Wochen in Deutschland erinnern? Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ich habe mich wochenlang wie von einem Nebel umhüllt gefühlt. Alles war neu und fremd. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Gefühl völliger Unsicherheit und der ständigen Notwendigkeit, mich anzupassen. In dieser Zeit bedeuteten ein freundliches Wort oder ein einfaches Lächeln unglaublich viel.
Was waren für Sie persönlich die größten Herausforderungen in der Anfangszeit in Deutschland?
Die Sprache war definitiv die größte Hürde. Dagegen hatte ich mit der Bürokratie erstaunlicherweise kaum Probleme, da mein beruflicher Hintergrund stark mit Verwaltung und Dokumentenarbeit verknüpft ist. Der Ablauf war mir also relativ vertraut. Viel schwieriger war es, mit Menschen in Kontakt zu treten und um Hilfe zu bitten - anfangs fiel es mir sogar schwer, überhaupt das Zimmer zu verlassen.
Was hat Ihnen geholfen, sich emotional sicher zu fühlen und langsam anzukommen?
Eine klare Tagesstruktur hat mir sehr geholfen. Außerdem erlaubte ich mir, meine Anstrengungen bewusst wahrzunehmen und als kleine Erfolge zu sehen. Das war besonders wichtig für mich, weil ich ein selbstkritischer Mensch bin.
Wenn Sie an Ihre Heimat denken – was vermissen Sie am meisten?
Ich vermisse vor allem die Menschen – Freunde, Familie, aber auch diejenigen, die nicht mehr da sind. Die Straßen, die ich mit geschlossenen Augen ablaufen kann. Auch Dinge, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, wie gestickte Handarbeiten meiner Großmutter oder ein Buch mit einer persönlichen Widmung von einem Freund, der im Krieg gefallen ist.
Meine Bücher vermisse ich sehr. Deshalb besuche ich oft Buchhandlungen oder schaue in Bücherschränken nach, obwohl ich in letzter Zeit nicht viel lese. Ich vermisse auch das Zirpen der Grillen und den Geschmack von sonnen- verwöhnten Tomaten. Außerdem fehlen mir die Haustiere, die in der Ukraine geblieben, aber jetzt in Sicherheit sind.
Ein zweites Zuhause
Hatten Sie in der Ukraine einen Beruf oder eine Ausbildung? Können Sie diesen hier in Deutschland ausüben?
Ich habe Jura studiert und sowohl als Juristin als auch im öffentlichen Dienst bei der Rentenkasse gearbeitet. Außerdem habe ich in einem kleinen Familienunternehmen gearbeitet. Eine direkte Ausübung meines Berufes ist in Deutschland leider nicht möglich, da das Anerkennungsverfahren sehr langwierig ist und ich mich im Moment auf andere Möglichkeiten konzentriere, meine Erfahrung sinnvoll einzusetzen.
Drei Jahre sind eine längere Zeit. Haben Sie das Gefühl, in Deutschland „angekommen“ zu sein?
Teilweise, ja. Ich habe sprachlich und kulturell große Fortschritte gemacht und fühle mich sicherer. Aber ein Teil von mir ist immer noch unterwegs.
Was bedeutet für Sie heute das Wort „Zuhause“? Würden Sie sagen, dass Deutschland für Sie ein zweites Zuhause geworden ist?
Vor kurzem habe ich intensiv gespürt, was Zuhause für mich bedeutet. Es ist weniger ein Ort als ein Zustand: Dort, wo meine Mama ist, fühle ich mich zu Hause. Zum Glück konnte sie später zu meiner Schwester und mir nachreisen. Deutschland ist heute tatsächlich mein zweites Zuhause geworden, aber mein Herz ist nach wie vor in der Ukraine.
"Ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt, sich hilflos und überfordert zu fühlen"
Denken Sie manchmal darüber nach, mit Ihrer Familie zurück in die Ukraine zu gehen – oder ist das keine Option?
Zurzeit nicht – und das ist verständlich. Sobald Frieden herrscht, werde ich sofort dorthin reisen. Ob ich dauerhaft zurückkehre – darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Derzeit sind meine Lebensziele in Deutschland. Ich kann sogar hier mehr für die Ukraine tun als vor Ort.
Was motiviert Sie, sich ehrenamtlich bei Habitat for Humanity für andere Geflüchtete zu engagieren?
Ich will etwas zurückgeben – als Dank für die Hilfe, die ich selbst erfahren habe. Ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt, sich hilflos und überfordert zu fühlen. Wenn ich jemandem helfen kann, diesen Weg ein wenig leichter zu machen, dann bedeutet mir das sehr viel.
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