Hochwasser Deutschland 2021Container bezogen – medizinische Hilfe im Ahrtal
14-01-2022
von action medeor/Aktion Deutschland Hilft
"Der Schlamm ist raus, die Medikamente sind raus, der Putz ist jetzt von den Wänden. Es ist ein offenes Loch quasi", so beschreibt Inge Göttling ihre alten Geschäftsräume in Altenahr, die von den Wassermaßen beschädigt wurden. Nach der Flutkatastrophe hat die Apothekerin provisorisch Medikamente in einer kleinen Ausgabestelle an die betroffenen Menschen verteilt.
"Viele Menschen sind erschöpft", sagt die Apothekerin
Nun hat sie einen der neu errichteten Container unserer Bündnisorganisation action medeor bezogen und kann den Apothekendienst wieder regulär aufnehmen. Nötig ist das allemal.
"Viele Menschen sind sehr erschöpft. Die erste Erkältungswelle rollt an. Dazu beobachten wir ganz viele Beschwerden wie Schlafstörungen und innere Unruhe. Auch die verschriebenen Rezepte der Ärzte zeigen, dass die psychische Belastung bei den Menschen sehr groß ist", erzählt Göttling.
Direkt neben der Apotheke, in einem zweiten Container, konnte Dr. Stefanie Nacke mit ihrem kleinen Team neue Behandlungsräume einrichten. Die Praxis der Allgemeinmedizinerin stand ursprünglich in Altenahr und wurde von den Fluten ebenfalls komplett zerstört. Nur die Patientenakten konnte sie retten.
Noch ist nicht alles wie beim alten, aber die ersten Patient:innen können dennoch empfangen und behandelt werden. "Wir hoffen, dass wir bald Blutabnahmen machen können. Dass wir impfen können. Dass wir etwas mehr untersuchen können", sagt Nacke.
Insgesamt 250.000 Euro hat die Errichtung der Container gekostet. Geld, das aus den Spenden für die Hochwasserhilfe des Bündnisses kam. Für mindestens ein Jahr ist der Betrieb der Apotheke und der Arztpraxis in Kalenborn gesichert – und damit auch die medizinische Grundversorgung für die unmittelbare Region. Nun sind die Helferinnen und Helfer dabei, weitere Projekte zur Unterstützung der Menschen zu planen.
action medeor plant langfristige Hilfen im Hochwassergebiet
"Wir sehen, dass durch die Hochwasserkatastrophe insbesondere alte, kranke und pflegebedürftige Menschen ihre Heimat verlassen mussten", sagt Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor, der schon mehrmals in den vergangenen Monaten in den Katastrophengebieten war.
"Wir wollen besonders diese Menschen unterstützen und suchen gerade nach Möglichkeiten, wie wir das gemeinsam mit örtlichen Organisationen und den lokalen Verwaltungen langfristig erreichen können."
Bildergalerie: So hilft unser Bündnis in den Hochwassergebieten
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Danke an alle, die geholfen haben!
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, bittet um Spenden, um die Nothilfe für die vom Hochwasser betroffenen Menschen in Deutschland zu unterstützen:
Die Solidarität mit den Menschen, die von der Flutkatastrophe im Sommer 2021 betroffen waren, ist großartig – vielen Dank allen Spenderinnen und Spendern! Dank Ihnen finanziert unser Bündnis seit Tag 1 Hilfsmaßnahmen in drei Phasen: akute Nothilfe, mittelfristige sowie langfristige Hilfe. "Angesichts der großen Zerstörungen werden die Beseitigung aller Schäden und der Wiederaufbau viel Zeit in Anspruch nehmen und vermutlich Jahre dauern", so Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von Aktion Deutschland Hilft.
"Hunde retten Menschen", dieser Spruch ziert das Logo unserer Bündnisorganisation Bundesverband Rettungshunde. Die Unterstützung der Vierbeiner wurde in den ersten Tagen nach der Flutkatastrophe dringend gebraucht. Sie wiesen Rettungskräften den Weg und halfen, Menschen aufzuspüren, die in Trümmern oder vom Wasser eingeschlossen waren. Die Hilfsorganisation gehört dem Bündnis über den Paritätischen Wohlfahrtsverband an.
Mitarbeitende von Help – Hilfe zur Selbsthilfe packen an – von Beginn an. Etwa in Heimerzheim, wo sie Familien dabei helfen, Schutt aus überschwemmten Häusern auszuräumen. In Swisttal beseitigt das Team Schlamm aus einem Gymnasium und dem "Lebenshilfehaus", einer sozialen Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Dank der Spenden können sie übergangsweise Unterkünfte beziehen, bis der Wiederaufbau beendet ist.
Help fördert soziale Institutionen, Vereine, Kitas und Schulen. Ein Beispiel ist der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Heimerzheim (Gemeinde Swisttal in NRW), die selbst von der Flut betroffen war.
Nur mit einer Reise- und ihrer Handtasche ausgestattet, gestützt von Helfer:innen der Johanniter, bahnt sich Ilse H. einen Weg durch die Schlamm- und Schuttberge in der
Innenstadt von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Szenen wie diese gab es unzählige in der kleinen Stadt. Mehr als 2.000 Johanniter waren zeitweise in den Hochwasserregionen aktiv; viele sind weiterhin vor Ort, um die Menschen zu unterstützen.
Schlag- und Bohrhammer sind für Entkernung von beschädigten Häusern unersetzlich. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, ihre Partnerorganisation IsraAID Germany sowie Habitat for Humanity verleihen Bauwerkzeuge.
Auch der ASB hat betroffene Haushalte mit Gerätschaften, Bautrocknern und Hochdruckreinigern unterstützt, damit die Gebäude möglichst schnell begutachtet und renoviert werden können.
Der ASB ist bis heute mit vielfältigen Hilfsmaßnahmen in den Hochwassergebieten aktiv: In Dernau etwa sind Unterkünfte für Senior:innen entstanden, die dort leben können, bis ihre Häuser bewohnbar sind. Und in Rheinland-Pfalz und NRW ist ein Hebammenmobil für schwangere Frauen im Einsatz.
Durch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden Gift- und Schadstoffe angeschwemmt, die sich in den Häusern und Gärten abgesetzt haben. ADRA stellt den Menschen effektive Mikroorganismen zur Bekämpfung von Geruch und Schimmel bereit.
Das Hochwasser hat auch in vielen landwirtschaftlichen Betrieben massive Schäden hinterlassen. Felder, Höfe und Ställe wurden überspült, Ernten vernichtet. Rund 1.500 Landwirt:innen und Winzer:innen waren betroffen. Unsere Bündnisorganisationen LandsAid und ADRA haben regionale Betriebe mit Einmalzahlungen unterstützt.
Mit finanzieller Unterstützung von Aktion Deutschland Hilft sind in den Städten Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie in der Verbandsgemeinde Altenahr Mobilheime entstanden. Sie dienen als Übergangslösung für Familien, deren Häuser besonders stark beschädigt sind.
Auch die Johanniter und ZWST haben Mobilheime für betroffene Menschen in Rheinland-Pfalz und NRW finanziert. Insgesamt sind durch Aktion Deutschland Hilft und Bündnisorganisationen mehr als 300 Wohnunterkünfte entstanden.
Zusätzlich hat die Bündnisorganisation action medeor den Gesundheitscontainer Kalenborn aufgestellt und sichert damit die hausärztliche und pharmazeutische Versorgung für viele Menschen im Ahrtal.
Eine Apotheke sowie eine Hausarztpraxis haben in den Containern in Kalenborn Platz gefunden. Die Praxis der Allgemeinmedizinerin Dr. Stefanie Nacke wurde von den Fluten komplett zerstört; nur die Akten ihrer Patient:innen konnte sie retten. Dank Spenden, die über Aktion Deutschland Hilft an action medeor gingen, ist die medizinische Grundversorgung für die unmittelbare Region im kommenden Jahr gesichert.
Gespräche mit Fachpersonal sind auch hilfreich, wenn es um Sofort- und Wiederaufbauhilfen geht. Viele unserer Bündnisorganisationen – etwa die Malteser, AWO und die Johanniter – haben finanzielle Hilfen bereitgestellt und beraten bei der Antragstellung in Büros vor Ort.
Kinderhilfswerk Stiftung Global-Care hat ebenfalls ein Beratungsangebot für die Menschen in den Hochwassergebieten auf die Beine gestellt. Ein mobiles Café hält regelmäßig in verschiedenen Orten und bietet die Möglichkeit zu Gespräch und Austausch. Auch ein Bauingenieur ist dabei.
Es gibt viele weitere Beispiele für die Hochwasserhilfe unserer Bündnisorganisationen. Mehrere sind über den Paritätischen Wohlfahrtsverband tätig. arche noVa unterstützt Sportvereine und Kindergärten beim Wiederaufbau. Die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. sind mit Notfallpädagogik-Teams in den betroffenen Regionen unterwegs.
Das Ziel der Helfer:innen: Orte schaffen, an denen Kinder unbeschwert Kinder sein dürfen und ihre Sorgen vergessen können. Ein Beispiel dafür sind neue Spielplätze wie dieser...
... oder Freizeitangebote wie auf diesem Bild zu sehen. Es entstand bei einem Familienfest, das unsere Bündnisorganisation AWO in Hagen (NRW) ausgerichtet hat.
Auch im JUHte-Laune-Zelt der Johanniter in Dernau ist Platz zum Spielen, Malen und Toben. Und das Kinderhilfswerk Stiftung Global-Care e.V. hat eine Beratungsstelle eingerichtet, in der Kinder und Jugendliche psychosoziale Hilfe finden.
Nicht nur für die Kleinsten, sondern auch für betroffene Senior:innen haben die Bündnisorganisationen Hilfsangebote geschaffen. Es gibt beispielsweise Fahrdienste und Seniorennachmittage.
Der Paritätische Gesamtverband ist nicht nur über die angeschlossenen Hilfsorganisationen aktiv, sondern auch selbst im Einsatz. Der Verband unterstützt soziale Einrichtungen, die von der Katastrophe betroffen sind. Sie können sich an die Landesverbände wenden und Investitionshilfen beantragen.
Die Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen werden noch lange auf Unterstützung angewiesen sein. Unser Bündnis wird ihnen zur Seite stehen, solange es nötig ist. Möglich ist das alles dank Ihrer Spende!
Die Hilfsbereitschaft für die betroffenen Menschen in den Hochwasser-Gebieten ist überwältigend. Das gesamte Bündnis Aktion Deutschland Hilft sagt DANKE! Erst die Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender macht unseren Einsatz möglich.