Wenn die Sonne brennt, ist Hygiene überlebenswichtig
Nach der Winterhilfe für Flüchtlinge setzt sich CARE jetzt im Nordirak für einen besseren Schutz der Vertriebenen vor Krankheiten und für mehr Hygiene ein. Gemeinsam mit den Bewohnern des Flüchtlingslagers Berseve 1 in Dohuk gründete CARE eine Müllabfuhr und schult besonders Kinder darin, sich vor Verletzungen durch Müll und Feuer zu schützen.
Zini ist sieben Jahre alt. Ihr Vater wurde von Milizen getötet. Mit ihrem großen Bruder Kasim und fünf weiteren Geschwistern rannte Zini um ihr Leben. Mit Flipflops an den Füßen, Hose, T-Shirt und einer Wasserflasche. Acht Tage lang irrten die Kinder durch die Berge im Nordirak. Als sie am Ende ihrer Kräfte waren, erreichten sie endlich das sichere kurdische Autonomiegebiet.
Über 1,4 Millionen Jesiden, muslimische und christliche Kurden, Iraker und Turkmenen suchen hier Schutz vor entfesselter Gewalt und Terror. Zini und die Kinder lagerten erst unter einer Brücke. Seit Weihnachten haben sie ein Zelt in einem der 16 auf die Schnelle errichteten Lager bekommen. Sie hatten großes Glück. Nur 90 Prozent der Vertriebenen bekommen ein Zelt in einem Camp, die meisten suchen Schutz in Rohbauten, unter Pappen und Planen am Rande der Städte.
Am Anfang war für Zini im Lager alles chaotisch. Das Camp war noch nicht offiziell eröffnet. In den Zelten war es sehr kalt. Es gab keine Toiletten. „Überall lag Müll und es roch schlecht“, erzählt das Mädchen. Um Zini und 15.000 weiteren Kindern und Erwachsenen im Zelt-Camp Berseve 1 den Winter zu erleichtern, verteilte CARE Winterkleidung, Decken, einen wärmenden Teppich, einen Ofen und Heizmaterial für jedes Zelt.
In Workshops lernen Kinder und Erwachsene die wichtigsten Hygieneregeln
Weil das Heizen mit den Öfen in den engen Zelten nicht ungefährlich ist, schulte CARE gemeinsam mit einer lokalen Partnerorganisation die Familien im Umgang mit den Öfen und verteilte Feuerlöscher. „Ich wusste nicht, dass es so etwas wie Feuerlöscher gibt“, sagt Flüchtling Ahmed lachend. „Aber jetzt wissen wir alle, wie wir sie benutzen müssen, wenn plötzlich Funken zu Flammen werden. Das passiert schnell.“
Gemeinsam mit Freiwilligen organisierte CARE im Camp eine Müllabfuhr und ein Team von Freiwilligen, das regelmäßig die Latrinen reinigt. Überall stehen jetzt Mülltonnen und in Nachmittags- Workshops lernen Kinder wie Erwachsene die wichtigsten Hygieneregeln, um sich vor Verletzungen und Krankheiten zu schützen. Zini: „Jetzt passen die Erwachsenen und wir Kinder besser auf. Es gibt Toiletten, Mülltonnen und richtige Müllwagen. Manchmal dürfen wir auf dem Trittbrett ein Stück mitfahren.“
CARE stärkt die Selbsthilfe unter den Familien
Adoun und ihr Mann Elias – beide 66 Jahre alt – verloren im August bei den Angriffen auf ihr Dorf ihren Sohn. Sie flohen und sind seitdem für acht Familienmitglieder verantwortlich. Auch für die beiden Enkelinnen und Waisen Sadia und Hazna. „Als wir hier ankamen, spielten die Kinder oft mit dem Müll“, erzählt Adoun, „das machte mir Angst“. Ihr Mann Elias unterstützt jetzt das CARE-Müll- Entsorgungsteam. 20 Dollar pro Tag kann er dadurch verdienen. Das ist eine große Hilfe für ihn und die ganze Familie. „Es tut gut, hier etwas tun zu können“, sagt Elias. „Wenn ich nichts tue, denke ich zu viel nach.“ So baut CARE seine Freiwilligenprogramme vor Ort gemeinsam mit den lokalen Partnern aus, verschafft den Teilnehmenden ein kleines Einkommen, stärkt aber vor allem die Selbsthilfe unter den Familien. „Als wir ankamen, waren wir isolierte Inseln in der Fremde. Jetzt helfen wir uns gegenseitig“, sagt die Mutter Hayat.
„In unserem Dorf führten wir ein sehr gutes Leben. Aber wir haben alles verloren“, erzählt auch Masoud, der mit Elias gemeinsam die Gassen zwischen den Zelten von Müll befreit. „Wir waren in so großer Gefahr, dass wir auf der Flucht nichts mitnehmen konnten. Wir verließen unser Dorf mit 60 anderen Familien. Teilweise quetschten wir uns mit 15 Personen in ein Auto, um schnellstmöglich zu entkommen. Und jetzt? Wie geht es weiter? Wir leben in einem Zelt, unter unseren Füßen Kieselsteine. Unser großes Haus in Syrien ist zerstört. Viele Freunde und Familienmitglieder sind tot. Wir vermissen unser Zuhause.“
„Oh nein, sie kommen, sie kommen!“
Die Flucht, die erlebte Gewalt und der Verlust geliebter Menschen sitzt bei den Menschen in Berseve tief. Zahara, die mit ihrem Mann und fünf Kindern floh, erzählt, wie tief das Trauma der Gewalt ihren Kindern zu schaffen macht: „Bei dem kleinsten Geräusch in der Nacht beginnen die Kleinen zu weinen, sie rufen ‚Oh nein, sie kommen, sie kommen!‘, bis wir sie wieder in den Schlaf wiegen. Mein Mann und ich verbringen viel Zeit damit, den Kindern zu versichern, dass wir jetzt sicher sind.
Aber sie sehen, wie viele Kinder hier auf der Flucht von ihren Eltern getrennt wurden, von ihren Schwestern und Brüdern. Die Angst, dass ihnen das Gleiche passieren kann, sitzt tief.“ Sadar, der neunjährige Sohn von Zahara erzählt von seinem Traum: „Ich möchte Fahrer werden. Wenn ich das geschafft habe, bringe ich meine Familie nach Hause. Wir sollen wieder unser altes Leben leben können.“
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