Jwan beschloss ihren notleidenden Landsleuten zu helfen
„Können Sie sich vorstellen, wie meine Mutter das geschafft hat?“, fragt sie. „Sie hatte keinen Job, sie hatte keinen Mann mehr, und sie versuchte, zwei Kinder großzuziehen. Ich verstehe heute kaum, wie sie das überlebt und uns alleine erzogen hat.“
Schon in jungen Jahren merkte Jwan, dass sie eine kreative Ader besitzt. Skulpturen liegen ihr. Sie beschloss, am Institut der Schönen Künste in Sulaimaniyya zu studieren. Ihre Mutter erzählte ihr immer, dass sie ihre Begabung wohl von ihrem Vater geerbt haben müsse, einem begnadeten Zimmermann. „Hätte es diesen Konflikt und die Gewalt um uns herum nicht gegeben, hätte ich meinen Vater gut gekannt“, sagt Jwan.
Nach langen Jahren harter Anstrengungen gelang es Jwan, im Ausland ihren Abschluss zu machen. Sie hatte sich auf Kunsttherapie spezialisiert. Über 20 Jahre hatte sie in Schweden und Kanada gelebt, als sie merkte, dass es an der Zeit war, zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Jwan erinnert sich, wie schlecht sie sich fühlte, als sie mitbekam, wie sich die Lage im Irak immer weiter verschlimmerte. Sie beschloss, ihren notleidenden Landsleuten zu helfen. Anfangs arbeitete sie für eine irakische Organisation, die Kindern aus Syrien durch Kunst helfen will, ihre Kriegstraumata zu überwinden.
Heute arbeitet Jwan als Projektleiterin bei World Vision
Jwan sah schnell, welchen positiven Einfluss die Kunst auf das Leben der Kinder hatte und erkannte den Bedarf für weitere solcher Programme. Heute arbeitet sie bei World Vision als Leiterin des Projekts „Räume für Frauen und kleine Kinder“ in Sulaimaniyya. „Mein persönliches Ziel für diese Arbeit ist es, den geflohenen Kindern wieder ein Lächeln in die Gesichter zu zaubern“, sagt sie voller Hingabe. Kunst, davon ist Jwan überzeugt, gibt Menschen die Möglichkeit, sich auszudrücken. „Selbst das einfachste kreative Tun kann zum Heilungsprozess von Kindern und Frauen beitragen“, sagt sie. „Es ist wichtig, dass wir ihnen dabei helfen. Wir leiten sie an, damit sie wissen, dass sie nicht allein dastehen“, erklärt Jwan.
„Ich weiß, wie es ihnen geht. Ich will irakische Frauen ermutigen, niemals aufzugeben und ihre Hoffnung zu verlieren.“ Die Arbeit bei World Vision fängt für sie gerade erst an, und Jwan ist voller Vorfreude, weil sie weiß, wie viel die irakischen Frauen zu geben haben. „Sie können auf sich selbst vertrauen, sie können sie selbst sein“, sagt sie. „Manchmal zerbrechen sie sich zu viel den Kopf darüber, was die anderen von ihnen erwarten. Aber zugleich sind sie sehr widerstandsfähig – sie mussten schon so viele Konflikte ertragen, sie sind es gewohnt, sich um vieles zukümmern – vor allem um die Bedürfnisse der gesamten Familie. Ihnen muss nur bewusst werden, wie viel Kraft sie haben und sie müssen lernen zu sagen, was für sie am besten ist.“
„Alle verdienen es, in Frieden zu leben“
„Es gibt viele Frauen auf der ganzen Welt, die ihre Freiheit und ihr gutes Leben als selbstverständlich betrachten“, glaubt Jwan. „Akzeptiert eure Wirklichkeit und seid dankbar dafür. Materielle Dinge sind nicht von Dauer. Sucht nach dem, was euer Herz und eure Seele nährt“, sagt sie. „Ich habe Geduld und Dankbarkeit von meiner Mutter gelernt. Sie hat ohne Ende gelitten, aber sie machte immer weiter und verlor nie die Hoffnung.“
Mutter Theresa, Gandhi und Nelson Mandela inspirierten sie zu dem, was sie für ihr Volk macht. „Wir sind stark“, sagt Jwan. „Wir sind Überlebende. Wir haben so viel mitgemacht, aber wir halten immer noch durch. Wir sind wie Fische, die zu glitschig sind, um gefangen zu werden.“
Zum Abschluss drückt sie noch ihren Wunsch für das irakische Volk aus – und den Rest der Menschheit: „Frieden. Alle verdienen es, in Frieden zu leben. Wo auch immer sie sind.“
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