Wie geht es den Menschen in den beiden Camps für Binnenflüchtlinge, wo arche noVa im Einsatz ist?
Die Lebensbedingungen für die Menschen sind hart. In Al-Wand zum Beispiel leben die Familien in kleinen Containern auf acht Quadratmetern. Die Räume sind so klein, dass einige Männer im Freien schlafen müssen. Hinzu kommt die Hitze: Im Sommer wird es tagsüber bis zu 50 Grad Celsius heiß. Im anderen Camp, in Qoratou, ist die Situation ein bisschen besser, weil die Familien in Zelten wohnen, was im Sommer durchaus angenehmer ist, aber im Winter Probleme bereitet.
Was tut arche noVa vor Ort für die Menschen?
Wir kümmern uns um Menschen, die wegen der gewalttätigen Konflikte ihr Zuhause verloren haben. Viele waren lange auf der Flucht und auf sich allein gestellt. Aber auch hier ist ihr Leben sehr schwierig. Die Camps liegen weit entfernt von den nächsten Ortschaften. Das bedeutet: Keine Chance, einen Job zu finden, keine Chance, die Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern. Was wir tun können, ist sie wenigstens mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen: mit Wasser. arche noVa hat in den beiden Camps die Versorgung übernommen. Außerdem kümmern wir uns um das Müllmanagement sowie um die Instandhaltung der Sanitär- und Duschanlagen.
Gibt es neben dem Einsatz für Wasser, Sanitär und Hygiene noch andere Aktivitäten?
Ja, wir haben noch eine weitere Komponente, die uns am Herzen liegt: den Einsatz eines mobilen Gesundheitsteams. Es besucht täglich eines von 24 Dörfern im Subdistrikt Kolay. Das ist deshalb so wichtig, weil die Menschen schon vorher unversorgt waren und weil hier inzwischen viele Binnenflüchtlinge wohnen. Sie machen oft mehr als die Hälfte der Dorfbevölkerung aus. Für alle Bewohner leistet unser Team nun eine Basisversorgung.
Im Irak gibt es nach wie vor heftige Gefechte entlang der Konfliktlinien. Wie ist die Lage im arche-noVa-Projektgebiet?
Unsere Projektregion liegt im Nordosten des Gouvernements Diyala in der Nähe von Kalar und Khanaqeen, die derzeit als relativ sicher eingestuft wird. Andere Gebiete in Diyala sind deutlich unsicherer, weil dort gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den kurdischen Peshmerga, der irakischen Armee, der IS und anderen Milizen stattfinden. Außerdem gibt es in der Region Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen und religiösen Bevölkerungsgruppen.
Spiegeln sich die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen auch im arche noVa-Team wieder?
Nein, das ist zum Glück nicht so – obwohl wir eine bunt gemischte Gruppe im arche noVa-Team sind, mit mir als einziger internationalen Mitarbeiterin. Ansonsten stammen alle aus der Region. Zwölf sind Kurden, zwei Araber. Alle bringen ihre eigenen Geschichten, religiösen Überzeugungen und kulturellen Wurzeln mit. Der Arzt aus unserem Team ist zum Beispiel selbst Binnenflüchtling. Er hat früher in Jalawla gearbeitet, bis die IS-Truppen kamen. Das Miteinander erfordert viel Toleranz und Anpassungsfähigkeit. Jeder möchte mit Respekt behandelt werden. Und das gelingt uns auch.
Von einem einfachen Job kann in diesem heiklen Umfeld nicht die Rede sein. Was treibt Sie an?
Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass humanitäre Hilfe in diesem Land dringend benötigt wird. Ich spüre jeden Tag, wie sehr meine Arbeit gebraucht wird. Mehr Motivation kann es nicht geben. Außerdem gibt mir meine Arbeit die Chance, neue Kulturen, Menschen und Gegenden kennenzulernen. Das ist der interessanteste Teil. Denn im Grunde ist diese Region am Rande Kurdistans ein sehr schöner Platz. Manche denken, ich sei selber Kurdin wegen meiner dunklen Haare. Ich fühle mich hier wohl. Das hatte ich so gar nicht erwartet.
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