Belarus – ein Überblick
- Karte: Belarus liegt in Osteuropa und grenzt an die Ukraine, Polen, Litauen, Lettland und Russland. Die Hauptstadt ist Minsk.
- Staatsform: Belarus ist eine präsidentielle Republik.
- Krieg im Nachbarland Ukraine: Seit dem 24. Februar 2022 befindet sich die Ukraine in einem bewaffneten Konflikt mit Russland. Einige Ukrainer:innen sind nach Belarus geflüchtet.
Geschichte von Belarus: Auf der Suche nach Identität
Im 13. Jahrhundert gehörten einige belarussische Fürsten zum "Kiewer Rus", dem auch die heutigen Staaten Russland und die Ukraine angehörten. Im Laufe der belarussischen Geschichte schlossen sich die Fürsten verschiedenster Nationen an und waren im 20. Jahrhundert Teil des Russischen Kaiserreiches.
Ende des Ersten Weltkrieges besetzte das Deutsche Kaiserreich Belarus und einigte sich mit Russland auf die Unabhängigkeit des Landes. Am 18. März 1918 wurde die freie und unabhängige Volksrepublik Belarus gegründet.
Belarus im Ersten & Zweiten Weltkrieg
Die Republik bestand nur wenige Wochen: Als der Erste Weltkrieg endete, wurde Belarus geteilt. Zum einen gingen westliche Gebiete an Polen, zum anderen wurde im Osten die Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik (BSSR) gegründet.
Die Menschen in Polen erfuhren Diskriminierung, waren jedoch am politischen Geschehen beteiligt. In der BSSR hingegen litten die Menschen unter großer Armut. Hunderte starben während einer Hungersnot.
Im Zweiten Weltkrieg wurde auch Ostpolen von der Sowjetunion besetzt und zwischenzeitlich vom Deutschen Reich belagert. Tausende Menschen jüdischen Glaubens starben. Ein Drittel der belarussischen Bevölkerung verlor ihr Leben.
Der Weg in die Unabhängigkeit
Nachdem die Sowjetunion zerbrach, wurde Belarus 1991 ein unabhängiger Staat. Die Lebenssituation der Menschen verbesserte sich dadurch nicht.
1994 ging Präsident Alexander Lukaschenko aus den Präsidentschaftswahlen hervor. Er wollte gegen die Korruption vorgehen und versprach mehr Wohlstand. Stattdessen ließ er das Land zu einem diktatorischen Staat umbauen und regiert Belarus bis heute. Westliche Politiker:innen und Menschenrechtsaktivist:innen werfen ihm manipulierte Wahlen und einen autoritären Regierungsstil vor.
Politik: Kampf um Demokratie & Rechtstaatlichkeit
Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 ließ Lukaschenko die Wahlergebnisse fälschen und Proteste brutal niederschlagen.
Ebenso wurden und werden Grundrechte wie die Meinungs- und Pressefreiheit nicht gewahrt: Pressevertreter:innen und Oppositionelle sind massiven Repressionen ausgesetzt. Viele Menschen sind deshalb ins Nachbarland Polen geflohen.
Die Mehrheit der belarussischen Bevölkerung fordert mehr Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Besonders seit der Corona-Pandemie haben sich viele gegen Lukaschenko positioniert, weil dieser keine Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen hatte.
Flugzeugentführung durch Belarus
Im Jahr 2022 kam es zu einem Vorfall, der weltweit für Aufsehen sorgte: Die belarussische Regierung zwang ein Linienflugzeug zur Landung in der Hauptstadt Minsk – angeblich, weil eine Bombe an Bord war.
Nach der Landung des Flugzeuges wurden zwei Passagiere festgenommen: der regierungskritische Journalist und Blogger Raman Dsmitryjewitsch Pratassewitsch sowie seine Freundin Sofia Sapega. Pratassewitsch wurde mutmaßlich gefoltert und befindet sich bis heute in Hausarrest (Stand: 01/2023); Sapega wurde zu einer Geldstrafe und sechs Jahren Haft verurteilt.
Beteiligung am Krieg in der Ukraine
Im Jahr 2014 begann der Krieg im ukrainischen Donbass – mit Lukaschenko als neutralem Vermittler. Wladimir Putin unterstützte die Wiederwahlen Lukaschenkos – im Gegenzug steht dieser im Krieg gegen die Ukraine an der Seite des ukrainischen Präsidenten.
Anders als weite Teile der belarussischen Bevölkerung unterstützt Lukaschenko den Angriffskrieg. Mitte 2022 ließ er russische Streitkräfte auf belarussischen Boden, um von dort aus angreifen zu können.
In Relation zu anderen Nachbarländern sind nur wenige Menschen aus der Ukraine nach Belarus geflohen.
Chronik: Krieg in der Ukraine
Russland gliedert die ukrainische Halbinsel Krim gewaltsam und völkerwiderrechtlich an das eigene Staatsgebiet an. In etwa zeitgleich entflammt ein bewaffneter Konflikt im Donbas.
Mehrere Hilfsorganisationen aus dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft sind seitdem vor Ort, um die Menschen zu unterstützen.
Russland greift die Ukraine an. Seitdem sind 21 Bündnisorganisationen in der Ukraine, in den Nachbarländern und in Deutschland für die Vertriebenen im Einsatz.
So leistet World Vision noch im selben Monat psychologische Ersthilfe für Kinder; Malteser International und LandsAid senden erste Hilfstransporte in die Ukraine.
Mehr als 10 Millionen Menschen aus der Ukraine sind auf der Flucht. Zahlreiche Bündnisorganisationen helfen mit Decken, Schlafsäcken und Notunterkünften an den Grenzen sowie in Nachbarländern wie Polen und Rumänien.
TERRA TECH etwa unterstützt Ukrainer:innen in unterirdischen Schutzräumen mit Kleidung und Lebensmitteln. action medeor errichtet gemeinsam mit einem Partnerkrankenhaus einen Umschlagplatz für medizinische Hilfsgüter. Und SODI hilft Geflüchteten an den Grenzen Ungarns und der Republik Moldau mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten.
Erste Massengräber in Butscha werden entdeckt. Das Leid der Menschen im ganzen Land ist unermesslich. Im umkämpften Osten des Landes unterstützt Handicap International Sammelzentren in Metro-Stationen, in denen viele Menschen Schutz suchen. IsraAID Germany, Partner unserer Bündnisorganisation ZWST, realisiert mit lokalen Partnerorganisationen Hilfslieferungen, etwa nach Luhansk für fast 14.000 Menschen, die die Region nicht verlassen können.
Hilfsorganisationen warnen vor einer weltweiten Hungerkrise: Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure der Welt. Aufgrund des Krieges stecken Millionen Tonnen Getreide fest; viele Felder liegen brach oder sind vermint.
Die Hafenstadt Mariupol wird von russischen Streitkräften eingenommen. Tausende Menschen können nach Tagen in die ostukrainische Stadt Dnipro evakuiert werden.
Psycholog:innen der ukrainischen Malteser betreuen die Kinder, Frauen und Männer nach der furchtbaren Erfahrung. Die Freunde der Erziehungskunst unterstützen Partnerorganisationen etwa in Polen und Slowenien im Bereich der Notfall- und Traumapädagogik mit Kindern und Jugendlichen.
Mariupol wird zunehmend zum Schauplatz russischer Kriegsverbrechen.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und der ukrainische Samariterbund (SSU) bringen gemeinsam mit der Hilfsorganisation Humanitarian Aid and Development Center (HADC) von Donezk aus Lebensmittel in die belagerte Stadt, um das Leid vor Ort etwas zu lindern. LandsAid beginnt mit dem Versand von Paketen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln an Familien in den Süden und Osten der Ukraine.
Politisch dreht sich in der Europäischen Union vieles um die Frage nach Waffenlieferungen – in der humanitären Hilfe startet die Planung für die Winterhilfe. Viele Organisationen im Bündnis Aktion Deutschland Hilft bereiten Hilfsprogramme vor, um Menschen in den bevorstehenden kalten Monaten vor der Kälte zu schützen.
Darunter sind CARE, die Johanniter, Malteser International, AWO International und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Der Bundesverband Rettungshunde transportiert unter anderem Notfallsets für Erste Hilfe, Zelte und einen Rettungswagen.
Russland und die Ukraine einigen sich auf Getreideexporte. Es kommt zu erneuten Explosionen auf der Krim.
Die Bündnisorganisationen ADRA, die Johanniter, ZWST, AWO International und das Kinderhilfswerk Global Care liefern Feuerwehrfahrzeuge in die Ukraine, um die Löscharbeiten nach Raketenangriffen zu unterstützen. Hilfs- und Medikamenten-Transporte sowie psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Menschen laufen weiter.
Verhandlungen um besetzte Gebiete, Bomben und Angst: Der Krieg tobt weiter.
IsraAID Germany, Partner der Bündnisorganisation Zentralwohlfahrtstelle der Juden (ZWST), ist seit Beginn des Krieges im Februar in der Ukraine im Einsatz und unterstützt die Menschen mit psychosozialer Hilfe. Für den näher rückenden Winter setzen Hilfsorganisationen wie Malteser International Häuser instand und rüsten Menschen mit Öfen, Isoliermaterial, Schlafsäcken, Decken, haltbaren Lebensmitteln und warmer Kleidung aus.
Die UN-Vollversammlung verurteilt den Krieg Russlands auf die Ukraine. Erneut kommt es zu landesweiten Angriffen.
Viele über den Paritätischen Wohlfahrtsverband tätige Hilfsorganisationen setzen ihre schon laufende Hilfe fort: arche noVa e.V. verteilt über ihre lokalen Partnerorganisationen Hygieneartikel, Trinkwasser und Wassertanks und installiert kommunale Wasserfilter. Und HelpAge e.V. hat das Wohl älterer Menschen im Blick: Die Bündnisorganisation leistet in der Ostukraine psychosoziale Hilfe und verteilt Hygieneartikel.
Auf dem Treffen der G7-Außenminister:innen in Münster kündigt Außenministerin Annalena Baerbock eine koordinierte Aktion zur Winterhilfe für die Ukraine an.
Help – Hilfe zur Selbsthilfe repariert Häuser, Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser in Kiew, Tschernihiw, Poltawa und Winnyzja.
Kein Strom, kein Wasser, keine Heizung: Die Lage in Cherson ist katastrophal. Zudem werden dort mehrere Folterkammern entdeckt; es kommt zu weiteren Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur.
Die Winterhilfe des Bündnisses Aktion Deutschland Hilft läuft auf Hochtouren. Auch Habitat for Humanity leistet Kältehilfe; repariert Häuser und Wohnungen, und tauscht Fenster und Türen, Dachplatten und -ziegel aus.
Planwirtschaft: Zwischen Gaming und Traktoren
Auch nach der Unabhängigkeit von Russland im Jahr 1991 ist der Staat dem sozialistischen Modell der Planwirtschaft treu geblieben. Die meisten Unternehmen sind in Staatsbesitz. Besonders bekannt ist das Land für seine Maschinenproduktion: Viele Traktoren, Baustellenfahrzeuge und Kühlschränke werden in Belarus hergestellt.
Auch im IT-Sektor, insbesondere in der Gaming-Branche, ist Belarus weltweit bekannt. Viele globale Unternehmen haben sich in Belarus angesiedelt, ziehen sich derzeit aber aufgrund der politischen Missverhältnisse wieder zurück.
Quellen: derstandard, Galileo, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb-bw), MrWissen2Go, tagesschau, WDR, Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Weltbank (Stand: 01/2023)
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