von Aktion Deutschland Hilft/Handicap International
Dort, wo Heba arbeitet, ist für viele ein Ort der Hoffnung. Einer der wenigen, die den Menschen im Gazastreifen geblieben sind. Heba arbeitet im Prothesenzentrum in Chan Yunis von Handicap International (HI). Dort versorgt sie Menschen, die von Amputationen betroffen sind – und gibt ihnen ein Stück Selbstständigkeit zurück.
Gaza: Einsatz unter extremen Bedingungen
Heba lebt mit ihrer Familie in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens. Ihr Mann hat durch den Krieg seinen Job verloren und kümmert sich um die beiden kleinen Töchter, während Heba im Reha-Zentrum arbeitet. Eineinhalb Stunden dauert der Weg zur Arbeit, jeden Tag, fünf Tage die Woche.
Jeder Tag ist für sie eine Herausforderung, sagt sie. Da ist zum einen die anstrengende humanitäre Arbeit. Die langen Arbeitswege, die nicht sicher sind. Und natürlich ist da auch die Sorge um ihre eigene Familie, ihre eigene Zukunft.
"Wenn ich im Zentrum bin, denke ich ständig an meine Familie. Unser Haus könnte jederzeit getroffen werden", sagt Heba.
Hebas Kinder sollen Lesen und Schreiben lernen
Trotzdem versucht Heba, ihren Kindern ein Stück Normalität zu geben. In ihrer Freizeit bringt sie ihrer Tochter Sham, 7 Jahre alt, Lesen und Schreiben bei. Wegen des Krieges kann sie nicht zur Schule gehen. Außerdem pflegt Heba ihre Mutter, die im Krieg einen Schlaganfall erlitten hat.
"Meine Mutter kann ich nur am Wochenende sehen. Sie wohnt ganz im Westen der Stadt, wir im Osten. Es gibt kaum Benzin, daher laufe ich oft mit meinen Kindern zu ihr – in ständiger Angst, unterwegs beschossen zu werden", sagt Heba.
Ein Streifen Plastik gibt Sicherheit
Ein Balanceakt zwischen Angriffen, Verantwortung, Angst und Hoffnung. Heba steht stellvertretend für die vielen Helfer:innen im Gazastreifen, die selbst vom Krieg betroffen und gleichzeitig für andere Menschen da sind.
So wie die Einsatzkräfte, die in Notunterkünften im Gazastreifen kleine, bunte Plastikbändchen an Familien verteilen. Sie sind für die Kinder in den Gebieten bestimmt. Sie tragen sie an ihren Handgelenken, darauf notiert sind Name und Kontaktdaten der Eltern.
Oft die einzige Chance
Denn auch das gehört zur Lebensrealität der Menschen im Gazastreifen: immer wieder Flucht, häufig überstürzt, innerhalb von wenigen Minuten. Immer wieder gehen dabei Kinder verloren. Im Ernstfall helfen die bunten ID-Bändchen den beteiligten Hilfsorganisationen wie Handicap International, getrennte Familien wieder zusammenzuführen.
Manchmal ist das Armband womöglich die einzige Chance. Der Großteil der Menschen im Gazastreifen ist auf der Flucht. Der Alltag besteht aus ständiger Alarmbereitschaft: Wasser holen, Essen besorgen, Schutz finden. Jede plötzliche Evakuierung birgt die Gefahr, dass Familien getrennt werden.
Einfach und lebensrettend
Als Reaktion verteilt Handicap International gemeinsam mit dem Child Protection Cluster und mit Unterstützung von UNICEF die einfachen, aber lebensrettenden ID-Armbänder.
"In einer Krise wie in Gaza kann ein Ort in Sekunden evakuiert werden. Kinder gehen verloren. Manche Eltern sagen uns: Das Armband gibt ihnen wenigstens die Hoffnung, dass sie ihr Kind wiederfinden – oder identifizieren können, falls es getötet wurde. Das ist schrecklich", sagt Anne-Claire Yaeesh, Landesleiterin von Handicap International in den Palästinensischen Gebieten.
Ein Zeichen: Du bist nicht allein
Den Kindern kann das Armband helfen, sich sicherer zu fühlen. Es ist ein Zeichen: Du bist nicht allein. Auch ältere Menschen, Menschen mit Behinderung oder mit Kommunikationsschwierigkeiten sollen mit den Armbändern ausgestattet werden.
Heba, die Eltern der Kinder, die ein Armband bekommen, die Helfer:innen, die sie verteilen – sie haben eines gemeinsam: Sie wissen nicht, wie der Tag verlaufen wird. Ob sie ihre Familien wohlbehalten wiedersehen werden. Und trotzdem machen Heba und die anderen Einsatzkräfte weiter. Für die, die sie brauchen.
So hilft Handicap International
Handicap International ist eine Bündnisorganisation von Aktion Deutschland Hilft. Im Gazastreifen versorgt HI Schwerverletzte und Menschen mit Behinderungen, verteilt Hilfsgüter wie Erste-Hilfe-Kits an vertriebene Familien, klärt insbesondere Schulkinder über die Gefahren von Blindgängern auf und leistet psychologische Unterstützung.
Das Bündnis Aktion Deutschland Hilft leistet Nothilfe gemäß dem humanitären Imperativ. Dieser besagt unter anderem: Jeder Mensch hat das Recht, humanitäre Hilfe zu erhalten. Ausschlaggebend ist alleine der Bedarf an Hilfe. Weitere Informationen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen in Nahost.
Stichwort: Nothilfe Nahost
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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