von den Johannitern
Nach dem Erdbeben am 28. März 2025 in Myanmar sind viele Menschen auf sich allein gestellt. Doch es gibt Hoffnung: Die Johanniter leisten medizinische Nothilfe mit einer mobilen Klinik. Dabei werden sie von Freiwilligen wie Neywin unterstützt. Ein Bericht von Birte Kötter.
Neywin half direkt nach dem Erdbeben

Kaum eine halbe Stunde nach dem Erdbeben war Neywin bereits unterwegs durch seinen völlig zerstörten Heimatort. "Ich musste etwas tun", erzählt der 57-Jährige. "Ich habe die Schäden der Feuerwache gemeldet. Wir haben dann ein Rettungsteam aus Freiwilligen zusammengestellt und nach Verschütteten gesucht."
Die Erlebnisse der Katastrophe lassen Neywin nicht zur Ruhe kommen, er kann nicht mehr gut schlafen, leidet unter Kopfschmerzen und Bluthochdruck. Darum ist er heute in die mobile Klinik der Johanniter gekommen, wo ich ihn kennenlerne. Die Johanniter haben ihre Zelte bei einem lokalen Verein, der einen Ambulanzservice und soziale Hilfen anbietet, aufgeschlagen und behandeln hier seit dem Erdbeben Patient:innen.
Neywin verlor sein Zuhause durch die Katastrophe
Neywin erzählt mir, dass er sich schon lange bei dem lokalen Verein engagiert. Er fährt den Krankenwagen oder gibt Erste-Hilfe-Kurse. Nun braucht er selber Hilfe. Die Ärzte untersuchen ihn gründlich und geben ihm Medikamente, die seine Symptome lindern sollen.
Ich erfahre, dass auch sein Zuhause bei dem Erdbeben zerstört wurde. Und dass seine Familie und er aus Angst vor Nachbeben jede Nacht draußen schlafen – so wie viele andere Familien in der Region.
Auch die 67-jährige Amakyi schläft seit dem Erbeben vor ihrem zerstörten Haus. Sie hat Essen, Trinkwasser und sogar ein bisschen Bargeld aus Spenden erhalten. Viele Menschen, die selbst nicht vom Erdbeben betroffen sind, kommen in die Region und geben Spenden ab. Die Solidarität unter der Bevölkerung ist beeindruckend.
Heute braucht Amakyi aber dringend Medikamente gegen ihren Bluthochdruck, die woanders kaum noch zu bekommen sind. Das Erdbeben hat die Infrastruktur vieler Städte und Dörfer zerstört, zahlreiche Krankenhäuser und Apotheken funktionieren nicht mehr. "Es wird lange dauern, bis alles wieder so sein wird wie früher", sagt Amakyi traurig. "Aber ich bin froh, dass ich hier Hilfe bekomme. Ich bin ganz allein, meine Familie ist zum Arbeiten in einer anderen Region, aber es geht allen gut."
Ein Lichtblick für die Menschen
In vielen Dörfern gibt es nach wie vor kaum bis keine Hilfe. Die Menschen räumen den Schutt teilweise mit bloßen Händen zur Seite und klopfen Steine frei, um sie für den Wiederaufbau zu verwenden. Das Erdbeben hat Myanmar an einem Feiertag getroffen, viele Menschen waren zu Hause. An einem ganz normalen Arbeitstag wäre die Zahl der Opfer vermutlich noch größer gewesen.
Die mobile Klinik der Johanniter ist ein Lichtblick für die Menschen in der Region. In zahlreichen Dörfern unterstützen lokale Freiwillige das Johanniter-Team. So informieren sie die Bewohner:innen über die mobile Klinik und ihr Hilfsangebot. Die Ärzte gehen auch zu den Patient:innen, die nicht in der Lage sind, zur Klinik zu kommen.
Neywin hilft jeden Tag in der mobilen Klinik der Johanniter
Immer wieder treffen sie auf Menschen, die seit dem Beben auf Hilfe warten. Die Ärzte und Schwestern versorgen Wunden und stillen Schmerzen. Gemeinsam mit dem Ambulanzservice des Sozialvereins organisieren sie Transporte in noch funktionierende Krankenhäuser und Kliniken, damit die Menschen dort versorgt, geröntgt oder operiert werden können.
Auch Neywin schließt sich regelmäßig den Freiwilligen an und geht in die Dörfer. Er kommt jeden Tag als ehrenamtlicher Helfer zur mobilen Klinik und unterstützt, wo immer er gebraucht wird. "Als meine Frau einmal Hilfe brauchte, waren Menschen für uns da", sagt er nachdrücklich. "Nun versuche ich etwas zurückzugeben und will für andere, die meine Hilfe brauchen, da sein."
"Noch immer warten Menschen auf Hilfe"
Birte Kötter ist regionale Kommunikations-Koordinatorin bei unserer Bündnisorganisation der Johanniter-Unfall-Hilfe. Ende März reiste die 49-Jährige nach Myanmar in die schwer vom Erdbeben betroffene Stadt Mandalay, um die Hilfskräfte vor Ort beim Aufbau einer mobilen Klinik zu unterstützen. Im Interview erzählt sie von ihren Erlebnissen.

Aktion Deutschland Hilft: Was war Ihr erster Eindruck, als Sie in der vom Erdbeben betroffenen Region eintrafen?
Birte Kötter: Mir ist vor allem die Freundlichkeit und Dankbarkeit der Menschen aufgefallen. Wo immer wir ankamen, wurden wir so freundlich empfangen und die Menschen waren so dankbar, dass wir mit unserer Klinik zu ihnen gekommen sind.
Gab es während Ihres Einsatzes einen Moment oder eine Begegnung, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Die Begegnung mit Lwin Mar Oo, einer älteren Frau, hat mich sehr bewegt. Sie hat zwei Wochen auf einer Pritsche vor ihrem Haus auf Hilfe gewartet. Sie war so stark und zuversichtlich, trotz ihrer Schmerzen durch ein gebrochenes Bein. Eine Mauer ist beim Erdbeben auf sie gestürzt. Zum Glück konnte unser Arzt ihr zumindest erstmal die Schmerzen nehmen und dann einen Transport in eine funktionierende Klinik organisieren.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den lokalen Helfer:innen erlebt – etwa mit Menschen wie Neywin?
Die Freiwilligen sind super motiviert. Sie kommen jeden Tag zur mobilen Klinik und unterstützen, wo sie können. Das machen sie, obwohl sie ja selber vom Erdbeben betroffen sind. Sie helfen zum Beispiel bei der Organisation der Patienten, gehen in die Dörfer und informieren über die Hilfe, verteilen Lebensmittel, die sie aus Spenden bekommen, und bereiten auch jeden Tag ein Mittagessen für unser Team zu.
Welche Herausforderungen bestehen nach wie vor bei der Versorgung betroffener Menschen?
Noch immer warten Menschen in den Dörfern auf Hilfe. Wir konnten mittlerweile unser Team weiter ausbauen, sodass wir unser Hilfsangebot ausdehnen können. Viele Menschen sind traumatisiert von den Ereignissen, sie brauchen auch in den kommenden Wochen und Monaten Unterstützung. Darum schulen wir unsere Freiwilligen in psychologischer Erster Hilfe und haben mittlerweile auch Trauma-Spezialisten im Team.
Wie kann der Wiederaufbau im Land gelingen – und welche Unterstützung wird dafür in der kommenden Zeit besonders wichtig sein?
Ich glaube, der Wiederaufbau wird noch eine ganze Weile dauern. Es ist wichtig, dass wir die Menschen in Myanmar nicht aus dem Blick verlieren und weiterhin sind auch Spenden für die wichtige Arbeit der Bündnisorganisationen vor Ort notwendig.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Myanmar.
Stichwort: Erdbeben Myanmar
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
© Bündnis deutscher Hilfsorganisationen
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