Journalistenwettbewerb Humanitäre HilfeOstafrika zwischen den Wetterextremen
25-01-2016
von Jannis Carmesin, Nominierter des Journalistenwettbewerbs
Auf meiner Recherchereise durch Kenia und Somaliland habe ich zwei völlig unterschiedliche Realitäten zu sehen bekommen: Da war zum einen Zentralkenia, nach den durch das Klima-Phänomen El Niño verursachten Regenfällen der vergangenen Wochen in saftiges Grün getaucht, wo die Menschen erstmals seit Jahren frohen Mutes in die Zukunft schauen. Und da war das von Dürre gezeichnete Somaliland, wo Kinder hungern und die Kadaver von Ziegen am Straßenrand verwesen.
Die Arbeit der Hilfsorganisationen in beiden Ländern (in Kenia war ich mit der „Africa Sanddam Foundation“, einem Partner der Dresdner arche noVa, in Somaliland mit World Vision unterwegs) unterscheidet sich dementsprechend aktuell erheblich. Aber: In beiden Ländern wird versucht, nicht nur die gegenwärtige Situation, sondern vor allem die Zukunft im Blick zu haben und die von den länger werdenden Dürreperioden betroffenen Menschen in Ostafrika für diese zu rüsten. Diesen Aspekt werde ich in den Mittelpunkt meines Beitrags, einem längeren Text mit Videoelementen und vielen Fotos, stellen, der bald hier erscheinen wird. Ein paar erste Eindrücke habe ich in der oben stehenden Bildergalerie gesammelt.
Somaliland, eine unabhängige aber international nicht anerkannte Teilrepublik Somalias, ächzt unter einer Dürrekatastrophe. In der Region Lughaya verhungert das Vieh, das für viele Menschen überlebensnotwendig und darüber hinaus auch wichtigstes Statussymbol ist.
Die Dürre verändert die soziale Struktur im Land nachhaltig. Tausende Viehnomaden geben ihre Lebensgewohnheiten auf und lassen sich in Dörfern und Städten nieder, die versuchen müssen, die Neuankömmlinge zu integrieren und versorgen.
Im Dorf Garbodadar unterstützt die NGO World Vision die Binnenflüchtlinge auf unterschiedliche Art und Weise. Einigen der Frauen wurde Geld zur Verfügung gestellt, um ein kleines Ladengeschäft zu eröffnen. Das Ziel der Organisationen ist es, alternative Lebensmodelle anzubieten, weil die Dürreperioden in der näheren Zukunft allen Prognosen nach noch länger werden könnten.
Ein völlig anderes Bild zeigt sich derzeit in Zentralkenia. Dort bringt das Klimaphänomen El Niño seit Wochen genug Regen, um die Landschaften in saftiges Grün zu tauchen.
"Das Wasser, das uns die Natur zur Zeit gibt, nicht zu nutzen, wäre fahrlässige Verschwendung", sagt Joseph Kioko von der kenianischen "Africa Sand Dam Foundation". Die NGO vermarktet bei den Farmern einfache aber effektive Methoden, wie das Wasser aus den kurzen Regenperioden bis in die Trockenzeit hinein gespeichert werden kann.
Die populärste (und für die Organisation namensgebene) der Methoden sind die Sanddämme: An in die ausgetrockenten Flussbette gebauten Dammwänden soll sich während der Regenzeit angespülter Sand stauen. Der so entstehende neue, lockere Boden kann große Mengen an Wasser speichern und funktioniert gleichzeitig wie ein natürlicher Reinigungsfilter für das Wasser.
Eine der Gruppen, die bald von einem Sanddamm profitieren sollen, ist "Mbukilye ngukilye" ("Hilf' mir auf die Beine und ich helfe dir"), eine Gruppe von HIV-Witwen, die sich zusammen getan haben, um ein selbstständiges Leben ohne ihre Männer zu organisieren. Im Bild: Die Gruppenvorsitzende Dorris Mulanda Wanje bei der Bewirtung eines gemeinsamen Feldes.-
Andere Gruppen, die in bergigen Regionen und weiter entfernt von Flüssen leben setzen auf "rock catchments" an Stelle von Sanddämmen. Mit der Konstruktion soll Wasser, das an Felshängen herunterläuft, aufgefangen, gereinigt und in große Tanks gefüllt werden. Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe nutzen das rock catchment hier als Tanzfläche.