Japan: Auch nach sechs Monaten von Normalität entfernt
Erdbeben JapanJapan: Auch nach sechs Monaten von Normalität entfernt
09-09-2011
Aktion Deutschland Hilft: Es bleibt noch Einiges zu tun
Vor einem halben Jahr wurde das Industrieland Japan von einem Albtraum heimgesucht: Am 11. März 2011 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 9,0 das Industrieland, gefolgt von einem Tsunami mit bis zu 40 Metern hohen Wellen. Eine Folge war auch der verheerendste Atomunfall seit Tschernobyl. Besonders hart traf es die Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima.
Mehr als 20.000 Menschen kamen ums Leben oder gelten weiterhin als vermisst. Etwa eine halbe Million Menschen wurden obdachlos. Noch immer leben 80.000 von ihnen in Evakuierungszentren oder bei Verwandten. Die japanische Regierung stellte bisher insgesamt 6 Billionen Yen (54,8 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau bereit. Mit einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von 210 Milliarden US-Dollar sind das Erdbeben und der Tsunami laut Rückversicherungsgesellschaft Munich Re die teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte. Die Heimat tausender Menschen ist auf Jahre unbewohnbar.
Von den etwa elf Millionen Euro, die Aktion Deutschland Hilft für Hilfsprojekte in Japan nach den Katastrophen erhalten hat, wurden bislang fast fünf Millionen Euro eingesetzt und verplant. „Die Spenden kamen und kommen vor allem Kindern, Familien und alten Menschen zugute. Sie wurden in Evakuierungszentren mit Hygieneartikeln, Trinkwasser und warmen Mahlzeiten versorgt. Auch die psychosoziale Betreuung ist weiterhin eine große Aufgabe, denn die inneren Wunden sind noch nicht verheilt“, erläutert Maria Rüther, Pressesprecherin von Aktion Deutschland Hilft. Beim Wiederaufbau erhalten die Betroffenen Unterstützung, etwa durch Bereitstellung von Einrichtungsgegenständen und Haushaltsutensilien beim Umzug in Übergangshäuser, Schulen und Kindergärten werden wieder errichtet und Kleingewerbe wie Fischfang wieder belebt.
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, bittet dringend um Spenden für die weltweite Nothilfe
In Zusammenarbeit mit NICCO wurden von April bis Juli 500 Menschen in Evakuierungszentren in Natori City in der Region Miyagi von arche noVa mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt. Von Juli bis Oktober sollen in Kensennume City in Miyagi täglich 400 bedürftige Menschen mit Mahlzeiten versorgt werden.
Noch am Tag des Erdbebens ist ADRA Japan im Krisengebiet aktiv und leistet Nothilfe. Ein Notlager für 150 Menschen wird eingerichtet und erste Hilfsgüter wie Plastikplanen und Nahrungsmittel werden an die Menschen verteilt. ADRA konzentriert seine Hilfe vor allem auf die südliche Zone – im Süden der japanischen Präfektur Miyagi. Vor allem die Nahrungsmittelversorgung steht im Fokus der Hilfsleistungen.
Der ASB arbeitet in enger Kooperation mit der japanischen Hilfsorganisation JEN. Zu Beginn wurden an insgesamt 500 Haushalte (etwa 2.000 Menschen) Nahrungsmittel, Trinkwasser, Bekleidung, Decken und Hygieneartikel verteilt. Zurzeit plant der ASB mit seinen lokalen Partnern den Wiederaufbau sozialer Infrastrukturen wie Krankenstationen, Altenheime und Gemeindezentren.
Seit Anfang Juni läuft ein sechsmonatiges Projekt zur Lebensmittelsicherheit
in Yamada, Otsuchi und Miyako in der Präfektur Iwate. Im Rahmen psychosozialer Projekte versuchen die Mitarbeiter von CARE vor allem Kindern und älteren Menschen bei der Bewältigung des Erlebten zu helfen. Dabei haben sie in Miyako, Yamada, Otsuchi und Kamaishi in der Präfektur Iwate insgesamt etwa 1.500 Menschen erreicht. Neben der akuten Nothilfe leistet CARE Gemeindearbeit und Aufbauhilfe, mit der bislang etwa 18.000 Menschen geholfen werden konnte.
In Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen räumt Habitat for Humanity Schutt weg, entfernt nasse Fußböden, Dämmungen und Isolierungen und übernimmt Reparaturen und Reinigungen in Häusern. Das Ziel der Organisation: Betroffenen, die noch in den Evakuierungszentren oder bei Familien und Freunden leben, die Rückkehr in saubere und stabile Häuser zu ermöglichen. Bereits 100 Gebäude wurden auf diese Weise wieder nutzbar gemacht, am Ende sollen es 400 Häuser sein.
Nach der Nothilfe beschloss Help gemeinsam mit der Organisation JEN mittleren Unternehmen im Handel und Handwerksbereich den Neustart in das Geschäftsleben zu ermöglichen und damit nicht nur neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch eine Basisinfrastruktur im kommerziellen Bereich wiederzubeleben. JEN und Help haben sich daher entschlossen, ca. zehn kleine Gewerbe mit ca. 70 Arbeitsplätzen in den o.g. Bereichen im Zentrum von Ayukawa mit einem Zuschuss zu fördern.
NICCO, der japanische Partner von Islamic Relief, hat sich auf die psychosoziale Hilfe für Kinder und Jugendliche in der Region von Natori City spezialisiert. Ein Teil dieses Programmes konzentrierte sich auf die Arbeit an Schulen, vor allem an Grundschulen – über einen Zeitraum von vier Wochen nahmen die Schüler an verschiedenen Sitzungen der Traumabewältigung teil. Auch während der Sommerferien werden die Kinder weiter psychosozial betreut.
Die örtlichen Behörden baten das Kinderhilfswerk Global Care um Hilfe beim Wiederaufbau eines zerstörten Kindergartens, in dem Kinder im Alter von 3 Monaten bis zu 6 Jahren betreut werden. Das Gebäude und sämtliches Mobiliar wurden durch den Tsunami zerstört bzw. unbrauchbar. Vorübergehend findet die Kinderbetreuung in einem 10 Kilometer entfernten still gelegten ehemaligen Kindergarten statt. Die Kinder und Mitarbeiter freuen sich, dass sie bald wieder in „ihren Kindergarten“ umziehen können.
Im Fokus der Nothilfe von Malteser International stand das Kinderheim Fujinosono in Ichinoseki. Nachdem man gemeinsam mit der Caritas die dringendsten Schäden am Gebäude repariert hatte, soll nun ein Neubau mit einem innovativen Energiesystem realisiert werden.
Dabei werden natürlich auch wichtige Aspekte der Katastrophenvorsorge beachtet. Ab Oktober werden die Kinder in einem Übergangsgebäude unterbracht, damit die alten
Gebäude abgerissen und die Baumaßnahmen aufgenommen werden können. Die Fertigstellung ist für November 2012 vorgesehen.
74.817 – so vielen Menschen konnte World Vision bis Ende Juni in den Projektgebieten Miyagi und Iwate helfen. World Vision versorgte Evakuierte und Obdachlose in Notunterkünften und organisierte Hilfstransporte. Längerfristig wird sich World Vision in den Präfekturen Miyagi, Iwate und Niigata engagieren. Voraussichtlich wird die evakuierte Bevölkerung aus Fukushima mit Haushaltsgütern versorgt und auf Gemeindeebene unterstützt. Den Menschen soll dabei geholfen werden, ihre Lebensgrundlage wiederherzustellen.