Der begonnene Abzug internationaler Truppen verändert die militärpolitische Lage in Afghanistan grundlegend. Die Not der Bevölkerung bleibt indes weiterhin groß. Derzeit ist ein Drittel aller Einwohner:innen Afghanistans auf humanitäre Hilfe angewiesen. Um die Hilfe vor Ort zu gewährleisten, bleiben die deutschen Hilfsorganisationen deshalb im Land.
Entschärfung der vielfältigen Krisen in Afghanistan
Zusammen mit anderen großen Hilfsorganisationen fordern auch mehrere Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft – CARE, Help – Hilfe zur Selbsthilfe, die Johanniter und World Vision – die weitere finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um zur Entschärfung der vielfältigen Krisen im Land beitragen zu können.
Die Hilfsorganisationen engagieren sich seit vielen Jahren in Afghanistan. Sie haben dort eine wachsende Zivilgesellschaft gestärkt, um gemeinsam für die Belange der afghanischen Bevölkerung einzutreten. Die Zusammenarbeit schafft jeden Tag Grundlagen für viele verbesserte Dienstleistungen und Entwicklungschancen.
Humanitäre Helfer:innen dürfen nicht Ziel militärischer Aktionen werden
Diesen Weg wollen die Organisationen in den kommenden Jahren weitergehen. Deshalb sichern sie zu, solange in Afghanistan zu bleiben, wie ihre Arbeit benötigt wird. Unabdingbar dafür ist der ungehinderte Zugang zu den Menschen in den verschiedenen Regionen, der unter Sicherheitsgarantien aller Seiten gewährleistet sein muss.
Humanitäre Hilfe ist unparteiisch, humanitär Helfende dürfen nicht zum Ziel militärischer Aktionen werden, die ihre grundlegende Aufgabe verhindern: Die Hilfe für Notleidende.
Ein Viertel der Bevölkerung ohne Zugang zu medizinischer Versorgung
Das afghanische Gesundheitssystem hat sich in den letzten 20 Jahren stetig weiterentwickelt. Mit Erste-Hilfe-Kursen, dem Aufbau eines Rettungsdienstes und der Ausbildung von medizinischem Personal konnten die Johanniter und ihre lokalen Partner zu dessen Verbesserung beitragen. Doch noch immer haben 30 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu einer medizinischen Versorgung. Besonders betroffen davon sind rund 1,8 Millionen Binnenvertriebene.
"Die Johanniter stehen dem afghanischen Volk in dieser Zeit des Übergangs zur Seite. Wir engagieren uns weiterhin für die lebensrettende medizinische Versorgung der Binnenvertriebenen und anderer gefährdeter Bevölkerungsgruppen, um ihr Leid zu lindern und ihre Würde zu wahren", sagt Helen Guillermo, Johanniter-Landesbüroleiterin in Afghanistan.
Ausbildung und Arbeit – Perspektiven im Land schaffen
Help – Hilfe zur Selbsthilfe wurde vor 40 Jahren gegründet, um afghanischen Flüchtlingen zu helfen. Die Organisation fördert die lokalen Kapazitäten und befähigt Afghan:innen in Bildungs- und Ausbildungsprogrammen ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
"Wir setzen auf die Stärkung der Menschen vor Ort, denn das schafft Perspektiven auf ein selbstbestimmtes Leben. Viele von uns ausgebildete Frauen und Männer können ihren Lebensunterhalt nun selbst bestreiten. Qualifizierte Fachkräfte in marktfähigen Berufen sind dringend nötig, um das Land strukturell und nachhaltig wiederaufzubauen und zu entwickeln. Da sehen wir weiterhin großes Potenzial, aber auch noch riesen Bedarf", sagt Julian Loh, Help-Programmkoordinator für Afghanistan.
"Lokale Lösungen, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen"
Die harten sozioökonomischen Auswirkungen der Unsicherheit, der Dürre und der COVID-19 Pandemie rauben den Kindern Afghanistans bereits Bildungschancen. World Vision Afghanistan legt in der Zusammenarbeit mit Gemeinden Wert darauf, ein schützendes Umfeld zu schaffen und die Rechte von Jungen und der oft von Früh- und Zwangsheirat bedrohten Mädchen zu stärken.
"Junge Frauen und Mädchen haben einzigartige Einblicke und Erfahrungen in allen Konfliktphasen und sind entscheidend bei der Identifizierung lokaler Lösungen, um einen nachhaltigen Frieden und sozialen Wandel zu erreichen", sagt Asuntha Charles, Direktorin von World Vision Afghanistan.
"Die internationale Gemeinschaft sollte diese Kraft nutzen und sicherstellen, dass alle die gleichen Chancen haben, an effektiven Programmen teilzunehmen, die dauerhafte und kontinuierliche Veränderungen schaffen."
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen,
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