Alles über die Nominierten und die Gewinner-Reportagen
Foto: Reportage "Inklusive Katastrophenvorsorge in Guatemala"
Autorin: Lea Auffarth aus Dortmund gehörte zu den fünf nominierten Nachwuchsjournalisten, die 2015 weltweite Recherchereisen antreten konnten. In Guatemala besuchte sie Projekte zur Vorbeugung großer Katastrophen und berichtete in ihrem Dossier "Inklusive Katastrophenvorsorge in Guatemala" darüber.
Ihr Statement: "Medien sind die Augen am Hinterkopf der Gesellschaft. Sie sehen Dinge, welche die Gesellschaft nicht sehen kann oder vor denen diese die Augen bewusst verschließt. Das gilt auch für Katastrophen und humanitäre Not. Medien haben damit eine besondere Verantwortung: Sie setzen Themen auf die gesellschaftliche Agenda und rücken diejenigen ins Blickfeld, die sonst nicht gesehen werden. Aus Respekt vor den Betroffenen aber auch der Öffentlichkeit gilt dabei: klarer Blick statt Tränendrüse. Es braucht starke Bilder, um das Gesicht einer Katastrophe zu zeigen. Das bedeutet aber nicht Stereotype zu bedienen. Bei Elendsbildern zu verharren ist kontraproduktiv."
Foto: Reportage "Ostafrika zwischen den Extremen"
Autor: Der Kölner Journalist Jannis Carmesin wurde 2016 für seine Reportage "Ostafrika zwischen den Extremen" mit dem ersten Journalistenpreis für humanitäre Hilfe ausgezeichnet. In seiner Bewerbung für den Wettbewerb schildert er seine Gedanken zur Medienberichterstattung über humanitäre Katastrophen.
Sein Statement: "Mit der Berichterstattung über Krisen steuern Journalisten als ‚Multiplikatoren des Leids‘ in entscheidendem Maße den Fluss von Spendengeldern und bewegen sich dabei in einem hoch emotionalisierten Umfeld. Sachlichkeit als journalistischer Grundwert gewinnt – gerade dann, wenn sie besonders schwer fällt – nochmals an Bedeutung. Journalisten sollten an der Schnittstelle zwischen Katastrophengebiet und Öffentlichkeit ein Gleichgewicht halten. Außerdem sind Krisen noch zu oft ein Thema mit geringer medialer Halbwertzeit. Journalisten sollten einen weitsichtigen Blick wagen und verstärkt ein Bewusstsein."
Foto: Blog "#WhatWeNeed for a #BetterLife in the #Philippines"
Autorin: Die Berlinerin Christina Özlem Geisler erhielt 2016 eine Belobigung für den besten Einsatz von Social Media in ihrem multimedialen Blog "#WhatWeNeed for a #BetterLife in the #Philippines". Gemeinsam mit Rahel Klein reiste sie im Mai 2016 zum ersten Weltgipfel für humanitäre Hilfe (World Humanitarian Summit) nach Istanbul.
Ihr Statement: "Die Herangehensweise deutscher Medien an die Berichterstattung über Humanitäre Hilfe folgt einem guten Ansatz, der die Möglichkeiten innovativer journalistischer Darstellungsformen jedoch weitestgehend ungenutzt lässt. Rezipienten wollen entdecken, komplexe Sachverhalte spielerisch vermittelt bekommen und die Freiheit haben, eigenständig Schlüsse ziehen zu dürfen. Es braucht folglich den Anreiz, sich in eine ihm fremde Realität hineinversetzen zu wollen und Situationen aus einer neu gewonnenen Perspektive einschätzen zu können."
Foto: Reportage "Nepal: Leben nach dem Erdbeben"
Autorin: Für ihre multimediale Reportage "Nepal: Leben nach dem Erdbeben" wurde ebenfalls die Bonnerin Rahel Klein 2016 ausgezeichnet. "Rahel Klein beherrscht souverän das journalistische Handwerkszeug und hat alle Möglichkeiten des Multimedia-Formats genutzt, in dem sie ihre Reportage umgesetzt hat", lobte die Jurymitglied ihren Beitrag.
Ihr Statement: "Humanitäre Not zeigen, Menschen eine Stimme geben, die sonst ungehört bleiben würde, auf Dinge aufmerksam machen, die uns als Deutsche so unwirklich und weit weg erscheinen: Das erachte ich als die wichtigste Aufgabe der Medien im Zusammenhang mit weltweiten Katastrophen. Ohne, dass ich als Journalistin weiß, ob meine Arbeit eine Auswirkung haben wird, sehe ich es als meine Pflicht an, über Not und Katastrophen zu berichten. Ohne mediale Berichterstattung, würde ein wichtiger Akteur auf der internationalen Ebene fehlen."
Foto: Reportage "Amehs Flucht nach Hause"
Autor: Fritz Schumann kommt aus Berlin und reiste nach seiner Nominierung für den Journalistenpreis mit der Johanniter Unfallhilfe nach Jordanien. Während dieser Reise entstand seine multimediale Reportage "Amehs Flucht nach Hause".
Sein Statement: "Die Defizite in der bisherigen medialen Darstellung Humanitärer Hilfe sehe ich in der mangelnden Tiefe: Eine kurze Bemerkung am Rande, ein oder zwei Gesichter zum Problem, Statistiken und Zahlen. Aber man fühlt nichts. Man fühlt keine Verbindung zu den Menschen vor Ort oder zu deren Problemen, weil es – verständlicherweise - weit weg ist. Ich würde gerne Nähe aufbauen zum Zuschauer, als ob er selbst vor Ort wäre – selbst im Gespräch mit Betroffenen."