von Aktion Deutschland Hilft
Dr. Markus Moke ist Fachbereichsleiter für Bündnis und Humanitäre Hilfe bei Aktion Deutschland Hilft. Im Interview spricht er über die aktuelle Lage in Myanmar, den Wiederaufbau in den Erdbebengebieten und die Rolle lokaler Partner und privater Spenden.

Aktion Deutschland Hilft: Das Erdbeben vom 28. März hat Myanmar schwer getroffen. Wie ist die Lage vor Ort – über zwei Monate nach dem Beben? Was hat die Nothilfe bisher bewirken können?
Die Lage bleibt angespannt. Viele betroffene Gemeinden benötigen weiterhin dringend sichere Unterkünfte, medizinische Versorgung, sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, Bargeldhilfen und verschiedene Formen der Schutzhilfe. Die eingesetzte Monsunzeit verschärft die Situation zusätzlich. Tägliche Regenfälle erschweren das Leben in Notunterkünften und erhöhen das Risiko von Krankheiten.
Unsere Bündnisorganisationen und ihre lokalen Partner leisten weiterhin lebenswichtige Hilfe. Sie versorgen betroffene Menschen unter anderem mit Nahrungsmitteln, Wasser, Hygieneartikeln, Notunterkünften sowie medizinischer Hilfe – auch über mobile Kliniken.
Zudem wird psychosoziale Unterstützung angeboten. Bargeldhilfen ermöglichen den Menschen ein gewisses Maß an Selbstbestimmung in dieser schwierigen Situation. Wichtig ist auch der Schutz besonders vulnerabler Gruppen wie alleinstehender Frauen, älterer Menschen oder Menschen mit einer Behinderung – zum Beispiel durch gezielte Rehabilitationsmaßnahmen.
Nach der akuten Nothilfe beginnt die nächste Phase: der Wiederaufbau. Was bedeutet das konkret für die Menschen vor Ort? Und was sind die größten Herausforderungen in Myanmar?
Wiederaufbau bedeutet, dass zerstörte Infrastruktur instandgesetzt oder neu errichtet wird. Darunter zählen Wohngebäude, aber auch Straßen, Brücken, Wasser- und Stromversorgung oder auch Telekommunikationsverbindungen. Ziel ist es, die Lebensgrundlagen der Menschen nachhaltig zu sichern. Wichtig ist dabei auch, Maßnahmen zur Einkommenssicherung frühzeitig zu integrieren, damit die Menschen wirtschaftlich wieder auf eigenen Beinen stehen können.
Die größte Herausforderung ist nach wie vor der erschwerte Zugang zu den betroffenen Regionen. Das Erdbeben hat die Infrastruktur stark beschädigt. Das beeinträchtigt nicht nur die Versorgung der Menschen, sondern auch den Transport von Baumaterialien.
Auch die Bewegungsfreiheit internationaler Hilfsorganisationen ist in Teilen des Landes eingeschränkt. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen nach wie vor von zentraler Bedeutung. Ohne diese Partner wäre eine wirksame Hilfe gar nicht möglich.
Wie gelingt es, unter instabilen politischen und logistischen Bedingungen Strukturen aufzubauen, die dauerhaft halten?
Unsere Bündnisorganisationen verfügen über langjährige Erfahrung in der Arbeit unter schwierigen Bedingungen, wie etwa in Syrien, im Sudan oder der Demokratischen Republik Kongo. Sie sind lokal gut vernetzt und bringen das nötige Know-how mit, um Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen trotz komplexer Krisensituationen wirksam umzusetzen.
Jede Krise bringt neue Herausforderungen, aber auch neue Erkenntnisse mit sich. Von diesen Erfahrungen profitieren aktuell auch die Hilfsprojekte unserer Bündnisorganisationen in Myanmar.
Laut den Vereinten Nationen ist bislang weniger als ein Fünftel der für den Hilfsplan in Myanmar benötigten Mittel eingegangen. Wie lässt sich unter solchen Umständen überhaupt Wiederaufbau betreiben?
Die Unterfinanzierung humanitärer Hilfspläne ist kein neues Phänomen. Die Vereinten Nationen warnen zurecht seit Jahren vor den Folgen von Unterfinanzierung in diversen Krisenkontexten.
In Myanmar bedeuten fehlende Mittel, dass Hilfe priorisiert werden muss. Wenn die Mittellage so bleibt, werden unsere Bündnisorganisationen sich auf die dringendsten und lebenswichtigsten Bedarfe in der Phase des Wiederaufbaus fokussieren müssen.
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang private Spenden? Können sie das Defizit internationaler Geber ausgleichen?
Private Spenden spielen eine immer wichtigere Rolle. Sie ermöglichen es, flexibel und schnell auf akute Bedarfe zu reagieren.
Natürlich können sie die strukturelle Unterfinanzierung nicht ausgleichen. Aber sie machen einen Unterschied – gerade bei der Umsetzung lebensrettender Sofortmaßnahmen.
Was ist aus Ihrer Sicht entscheidend, damit aus der Katastrophe in Myanmar auch eine Chance für einen besseren, zukunftssicheren Neuanfang wird?
Ein nachhaltiger Neuanfang kann nur gelingen, wenn lokale Kapazitäten gezielt gestärkt werden. Die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen muss weiter intensiviert und professionalisiert werden, sowohl in der Nothilfe als auch im Wiederaufbau.
Bildergalerie: Erdbeben in Myanmar











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Nur so kann sichergestellt werden, dass Hilfe bedarfsgerecht ankommt und die Menschen langfristig gestärkt aus der Krise hervorgehen.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet um Spenden für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Myanmar.
Stichwort: Erdbeben Myanmar
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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