
von Aktion Deutschland Hilft
An diesem Donnerstag beschließt der Bundestag den Haushalt 2025 – mit massiven Kürzungen der Mittel für humanitäre Hilfe im Etat des Auswärtigen Amtes. Gut eine Milliarde Euro sind dafür vorgesehen – ein Rückgang um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zu den dramatischen Folgen nimmt Maria Rüther, Hauptgeschäftsführerin von Aktion Deutschland Hilft, Stellung. Die gut 20 renommierten Organisationen im Nothilfe-Bündnis sind weltweit im Einsatz bei großen Katastrophen.
Aktion Deutschland Hilft: Welche Folgen werden die drastischen Mittelkürzungen im Bereich der humanitären Hilfe haben?
Maria Rüther: Die Folgen der Mittelkürzungen sind in erster Linie für die betroffenen Menschen dramatisch. Leib und Leben von Millionen Frauen, Kindern und Männern werden gefährdet, denn weniger Hilfe bedeutet: verschärfte Hungerkrisen, zunehmende Fluchtbewegungen und eine wachsende Verbreitung von Krankheiten.
Einige unserer mehr als 20 Bündnisorganisationen sind gezwungen, Hilfsprojekte zu reduzieren oder ganz einzustellen und Mitarbeiter:innen zu entlassen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass lokale Partner unserer Bündnisorganisationen die internationalen Mittelkürzungen spüren und ihre Hilfe herunterfahren müssen.
Sorgen macht uns dabei, dass nicht nur der Bundeshaushalt 2025, der ja nur noch bis Jahresende gilt, Einsparungen bei der humanitären Hilfe enthält. Auch der Entwurf für 2026 stagniert auf dem gesunkenen Niveau von 2025.
Umso mehr wächst die Bedeutung privater Spenden, auch wenn Hilfsorganisationen die Lücke zwischen wachsender Not und abnehmenden öffentlichen Geldern natürlich nicht annähernd schließen können.
Die vielfältigen Problemlagen nehmen weltweit zu – ist es da nicht verständlich, dass die Mittel für humanitäre Hilfe zugunsten anderer Belange gekürzt werden?
Es mag sein, dass andere Belange an Wichtigkeit gewonnen haben, aber es geht in dieser Debatte um nichts weniger als die Grundwerte unserer Gesellschaft und die Frage, welche Priorität diese Werte für uns haben. Humanitäre Hilfe ist keine verzichtbare Kirsche auf der Torte. Sondern sie ist das Brot, das Trinkwasser, das Zelt, die medizinische Versorgung, die Menschenleben rettet. Das ist gelebter, unverzichtbarer Ausdruck von Menschlichkeit. Es ist eine Grundlage, und kein nettes Extra.
Das Ausmaß der Not ist ja besorgniserregend. 2025 sind rund 305 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen – ein trauriger Rekord. Dabei leisten unsere Bündnisorganisationen überlebenswichtige humanitäre Nothilfe nach großen Naturkatastrophen, in Kriegen und Konflikten, und sie unterstützen Menschen, die die Folgen der Klimakrise aushalten müssen, für den vornehmlich wir in den Industrieländern verantwortlich sind.
Wie reagieren das Bündnis Aktion Deutschland Hilft und die Bündnisorganisationen auf die Kürzungen?
Vorweg: Wir sind handlungsfähig und werden das auch bleiben. 2024 hatte Aktion Deutschland Hilft Spendeneinnahmen in Höhe von rund 72 Millionen Euro. Doch wir brauchen und entwickeln klare Antworten auf die veränderte Lage. Denn es reicht nicht, die Mittelkürzungen zu beklagen, das ist uns bewusst.
Durch mehr Kooperation untereinander können unsere Bündnisorganisationen größere Projekte gemeinsam durchführen. Bündnisweit laufen zudem Bemühungen, die Wirkung von Hilfe noch besser zu messen und so Hilfe noch passgenauer zu planen. Auch die Bedeutung nicht zweckgebundener Spenden, die Aktion Deutschland Hilft für den Spendenzweck “Nothilfe weltweit” erhält, wächst. Denn diese Gelder können unsere Bündnisorganisationen flexibel dort einsetzen, wo ihre Projekte unterfinanziert sind, weil institutionelle Mittel gekürzt werden. Vermehrt erwägen Bündnisorganisationen auch, lokale Partnerorganisationen weiter zu stärken, sodass Hilfe noch effizienter durch lokale, ortskundige Kräfte stattfindet. Denn sie kennen Land und Leute, Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze am besten.
Aber: Am Stichwort "Priorisierung" kommen auch wir nicht vorbei. In Zeiten knapper Finanzen müssen viele Organisationen sich auf jene Menschen und Regionen konzentrieren, die besonders dringend Hilfe brauchen. Eine schwierige Entscheidung, die zugleich bedeutet, dass andere Menschen, die ebenfalls Unterstützung benötigen, nicht mehr berücksichtigt werden können. So bitter das ist: Es läuft auf eine Triage der Hilfe hinaus. Letztendlich geht es bei diesen Entscheidungen oftmals um Leben und Tod.
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die Nothilfe weltweit
Stichwort: Nothilfe weltweit
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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