von ADRA
Im Interview berichtet Anna Krikun, Regionalkoordinatorin unseres Bündnismitglieds ADRA, über Zwangsprostitution in Thailand und wie die Hilfsorganisation Mädchen und junge Frauen in der Provinz Chiang Rai unterstützt.

ADRA: In welcher Lage befinden sich potentielle Opfer von Menschenhändlern?
Anna Krikun: Menschenhändlerringe wenden sich gezielt an Dorfbewohner, die zurückgezogen auf dem Land und in großer Armut leben. Rund 90 Prozent sind Mädchen. Den Familien wird gesagt, die Tochter käme in die nächstgelegene größere Stadt oder ins Ausland. Dort können sie arbeiten und Geld für die Familie verdienen.
Da die Opfer aufgrund von Armut und mangelnder Bildung mit völliger Perspektivlosigkeit konfrontiert sind, lassen sie sich nichtsahnend auf das Angebot ein. Polizei und Regierung verfügen nicht über genügend Kapazitäten, um die Menschen zu schützen.
Welche Hilfe führt ADRA in der Provinz Chiang Rai durch, um besonders Mädchen vor Menschenhandel und Zwangsprostitution zu schützen?
Prävention und Aufklärung sind enorm wichtig. In Familien, die in Armut oder nur von der Landwirtschaft leben, sind Mädchen weniger wert als Jungen, denn sie können weniger körperliche Arbeiten verrichten. ADRA informiert die Familien und Kinder, wie wichtig es ist, eine Schule zu besuchen und was Menschenhandel ist. In den Schulen und Dörfern gibt es Jugendarbeiter, die sich mit den Problemen der Kinder auseinandersetzen und deren Bewusstsein schärfen. Dies geschieht zudem in Form von Schulkampagnen.
Da Opfer von Menschenhandel oftmals keine thailändische Staatsangehörigkeit besitzen und diese Tatsache ihnen die Suche nach einer Arbeitsstelle erschwert, unterstützt ADRA die Betroffenen außerdem dabei, die thailändische Staatsangehörigkeit zu erlangen.
Trotz allem werden Kinder missbraucht. Was tut ADRA für sie?
ADRA arbeitet eng mit Sozialarbeitern der Regierung zusammen, die regelmäßig Familien in den Dörfern der Provinz besuchen. Bei bestehenden Problemen wie starker Armut oder Gewalt in der Familie wird entschieden, ob die Tochter in einem Mädchenheim, mit dem ADRA zusammenarbeitet, untergebracht wird. Es bietet einen sicheren Zufluchtsort. Die Mädchen besuchen die Schule, erhalten psychologische Betreuung und knüpfen Freundschaften mit anderen Betroffenen. Ihr Tagesablauf ist klar durchorganisiert, damit ihr Alltag Strukturen erhält.
Um sie auf ihr späteres Leben vorzubereiten, werden mit den Mädchen Ausflüge in die nächstgelegenen Städte unternommen. So erhalten sie Einblick in den Stadtalltag und erweitern ihren Horizont. Ziel ist es, nach Abschluss der Schule für jedes Mädchen einen Ausbildungsplatz zu finden.
Wie können die Mädchen nach ihrer Zeit im Heim vor Menschenhandel und Zwangsarbeit geschützt werden?
Innerhalb des Schulunterrichts werden sie regelmäßig für diese Themen sensibilisiert und über Menschenrechte aufgeklärt. Wurde ein Ausbildungsplatz gefunden, können sie ein regelmäßiges Einkommen erwirtschaften, das sie auch an ihre Familien weitergeben. So sind sie weniger anfällig für die Versprechungen von Menschhändlern.
Außerdem arbeiten ADRA und die Regierung schon während des Aufenthalts im Heim mit den betroffenen Familien zusammen, um mögliche Risiken zu minimieren und die familiäre Situation zu verbessern. Durch Förderprogrammen wird das Urteilsvermögen der Mädchen geschärft, sodass sie nicht mehr so leicht in eine Opferrolle geraten.
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