Ein Bericht von ADRA-Mitarbeiter Fritz Neuberg
Weiterstadt, 25. Januar 2010 - „Wir sind gerade in Leogane angekommen, einer Stadt 30 Kilometer westlich von Port au Prince. Zusammen mit der deutschen Botschaft sind deutsche Hilfsorganisationen in diese Stadt gefahren, weil die Hilfe hier bisher nur spärlich angekommen ist. Alle Partner von Aktion Deutschland Hilft nehmen an der Erkundungsfahrt teil
Beim ersten Halt besuchen wir ein Feldlazarett, das von einem deutschen Novaris-Team, einem amerikanischen Team und kubanischen Ärzten betreut wird. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, teilt uns ein Novaris-Arzt mit. Wir werden durch das Lazarett geführt und besuchen auch die kubanischen Ärzte. Sie genießen in Südamerika einen hervorragenden Ruf genießen, auch bei ihren deutschen Kollegen.
Im Gespräch mit einem der Ärzte werden wir unterbrochen und entschuldigend sagt er: „Jetzt amputieren sie meine Patientin.“ Gemeinsam gehen wir zum Operationszelt. Ein junges Mädchen liegt auf dem Tisch. Ich schätze sie auf 18 Jahre. Auf den ersten Blick kann ich nicht erkennen, warum hier eine Operation notwendig ist. Der rechte Fuß ist nach innen verdreht, ein Verband über der Verletzung. So schlimm sieht es nicht aus.
Sie wurde von einem einheimischen Arzt unzureichend behandelt. Er hat den offenen Bruch einfach eingegipst, dadurch hat sich eine Infektion im Bruch gebildet. Jetzt können die deutschen Ärzte nur noch amputieren. Langsam wirkt die Narkose. Die Ärzte nehmen den Verband ab. In Deutschland hätte dieses Mädchen bei fachgerechter Behandlung nach einigen Wochen wieder gehen können.
Bevor sie mit der Amputation beginnen, gehe ich. Die Bilder hinterlassen einen starken Eindruck auf mich. Ein junger Mensch, den das Schicksal hart getroffen hat.
„Haiti wird ein Land der Amputierten werden“, meint jemand. „Ein Land, in dem Menschen leben werden, die verloren haben.“