von Handicap International
Auch zehn Tage nach dem Erdbeben auf Haiti müssen viele Menschen auf der Straße versorgt werden. Das einzige Rehazentrum in der Provinzstadt Les Cayes ist stark beschädigt und droht einzustürzen.
Haiti: Verletzte brauchen schnell medizinische Hilfe
Noch immer kommen täglich rund 100 Verwundete, darunter zahlreiche Kinder, aus abgelegenen Regionen in die Stadt. Viele Verletzte sind in einem schrecklichen Zustand. Da sie erst nach Tagen medizinisch versorgt werden können, haben sie oftmals schwerwiegende Schäden oder mussten amputiert werden.
Ohne fachgerechte Reha-Maßnahmen werden sie mit langfristigen Beeinträchtigungen leben müssen. Die gemeinnützige Hilfsorganisation Handicap International (HI) kümmert sich derzeit mit ihren lokalen Partnern nicht nur um orthopädische Nachbehandlungen, sondern auch um akute Wundversorgung, da die Menschen in den völlig überlasteten Krankenhäusern keinen Platz finden.
Mangel an Gehhilfen und Rollstühlen
In Les Cayes arbeitet HI mit der lokalen Partnerorganisation FONTEM zusammen. Das Team hat alles, was es für die Behandlung braucht, aus dem zerstörten Rehazentrum geholt und auf der Straße aufgebaut.
Auf dem Bürgersteig werden die Patient*innen empfangen. Gerade Menschen mit Behinderung sind oftmals unter den Verletzten, da sie nicht schnell genug aus den einstürzenden Gebäuden fliehen konnten. Viele, die amputiert oder operiert werden mussten, benötigen unbedingt eine kontinuierliche Physiotherapie oder Prothesen.
"Dies hier ist das einzige Rehabilitationszentrum, das physikalische Therapien, Beschäftigungstherapien und einen Prothesen- und Orthesen-Service anbietet. Wir nehmen fast 60 Patienten pro Tag auf, es besteht also ein großer Bedarf an Hilfe", sagt Consuelo Alzamora, die Leiterin des Reha-Zentrums von FONTEM. Auch seien alle vorhandenen Gehhilfen oder Rollstühle bereits ausgegeben worden.
Erdbeben: Viele getötete und verletzte Kinder
"Wir sehen viele verletzte Kinder – das ist so traurig“, berichtet Consuelo weiter. "Viele Kinder sind von herabfallenden Ziegelsteinen verletzt worden. Und es gibt auch zahlreiche Amputationen. Viele Kinder wurden verletzt, weil sie versucht haben, ein anderes Kind zu retten - ihren Bruder, ihre Schwester oder ihren Freund zum Beispiel. Das Schlimmste an dem Erdbeben ist die Zahl der Kinder, die gestorben sind. Fast jeder kennt ein Kind, das an diesem Tag gestorben ist. Es ist furchtbar."
Langfristige Hilfe für Menschen in Haiti ist notwendig
"In den Krankenhäusern, die ich besucht habe, gab es überhaupt keine Reha-Maßnahmen, sodass wir versuchen, diese schnellstmöglich einzurichten", berichtet Virginie Duclos, Leiterin für Notfall-Therapie bei Handicap International.
"Kurzfristig bedeutet dies, dass wir Rehabilitationsgeräte liefern, Personal einstellen und vor allem Schulungen anbieten müssen. Die Ausbildung ist dabei das Wichtigste. Wir wollen sicherstellen, dass die Krankenhäuser in der Lage sind, auch noch lange nach dem Abzug unserer Teams selbstständig arbeiten zu können", so Virginie Duclos weiter.
Nothilfe: Zahl der Verletzten noch nicht abschätzbar
Trotz der dramatischen Situation ist es aber auch wichtig, mit Bedacht vorzugehen: "Die Leute denken oft, dass Notfallhilfe gleichbedeutend ist mit ‚sofort‘", sagt Virginie Duclos, Leiterin für Notfall-Therapie bei Handicap International. "Tausende sind durch das Erdbeben verletzt worden. Übereilte oder unsachgemäße Maßnahmen können die Situation jedoch auch schnell verschlimmern."
+++ Dauerhaft helfen +++
Aktion Deutschland Hilft ist das starke Bündnis von über 20 Hilfsorganisationen.
Werden Sie jetzt Förderer. Mit Ihrer regelmäßigen Spende helfen Sie Tag für Tag
und immer genau dort, wo die Not am größten ist.
Jetzt Förderer werden!