von Kai Mirjam Kappes, Aktion Deutschland Hilft
Auf der Flucht zählt das Recht des Stärkeren. Schwache und Alte nicht sich selbst überlassen - das will HelpAge ändern und bietet ihnen medizinische Hilfe in einer Beiruter Klinik.
"Jetzt ist in Syrien nichts mehr. Ich kann nicht zurück."
Die 70-jährige Hamda Moukbel Aoude kann kaum mehr laufen. An Treppensteigen ist nicht zu denken. Ihre Tage verbringt sie auf einer Matratze auf dem Boden. Alleine aufstehen? Unmöglich. Die Schmerzen sind zu groß. Hinzu kommt eine schwere Diabetes. Aus Syrien ist sie zu ihrem Sohn nach Beirut geflohen. Die Witwe ist auf die Hilfe ihres Sohnes angewiesen - das schmerzt fast noch mehr als ihre Beine und der Rücken. "Ich will ihm nicht zur Last fallen. Er muss seine Frau und seine Kinder versorgen. Mein Wunsch ist es, so lange es geht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen", sagt Hamda und wischt sich die Tränen von der Wange.
In Syrien, erzählt sie, da war die medizinische Versorgung kostenlos. Damals, vor dem Krieg. "Jetzt ist in Syrien nichts mehr. Ich kann nicht zurück." Hier im Libanon ist das Gesundheitssystem überlastet angesichts der vielen Menschen aus dem Nachbarland. Kranke müssen Medikamente und Behandlung selbst bezahlen. Geld, das Hamda nicht hat.
"Mein größter Wunsch: Ich will selbstbestimmt leben"
Hamda gehört zu jenen, die am Rande der Gesellschaft leben. Für viele sind sie unsichtbar. Alte und kranke Menschen, die nach ihrer Flucht aus Syrien Unterschlupf in Libanons Hauptstadt gefunden haben. Sie brauchen Unterstützung, die ihre Familien ihnen nicht geben können. "Sie sind stark gefährdet, weil sie oft arm und abhängig von anderen sind", sagt Maguy Ghanem Kallab, Gesundheitskoordinatorin von HelpAge International in Beirut.
"Sie sind nicht in der Lage, Behandlungen oder Medikamente zu bezahlen. Viele Medikamente wie Insulin sind zudem extrem knapp, die Vorräte der Kliniken sind meist schon zur Monatsmitte aufgebraucht. Deswegen ist die Arbeit von HelpAge sehr wichtig, um die Bedürfnisse zu erkennen und dieser unsichtbaren Bevölkerungsgruppe lebensnotwendige Unterstützung zukommen zu lassen."
"Seit ich mich hier behandeln lasse, kann ich endlich wieder arbeiten gehen"
HelpAge hat ein Projekt ins Leben gerufen, das Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck hilft. "Wir untersuchen sie, geben ihnen die passenden Medikamente, legen eine Krankenakte an und beraten sie. Beispielsweise wie sie sich trotz Diabetes mit günstigen Lebensmitteln sinnvoll ernähren können oder was sie im Fastenmonat Ramadan zu beachten haben", berichtet Kallab. "Wir spüren die Not dieser Menschen."
Seit 2014 konnte die Hilfsorganisation 1000 Frauen und Männer mit Diabetes unterstützen. Landesweit arbeitet HelpAge mit neun Kliniken und vier mobilen Kliniken zusammen, um dort sowohl für die syrischen Flüchtlinge als auch für die einheimische Bevölkerung die Behandlung von typischen Alterskrankheiten und chronischen Krankheiten zu verbessern. HelpAge füllt eine Lücke, die die libanesische Regierung bislang noch nicht zu schließen vermag.
"Seit ich mich hier behandeln lasse, kann ich endlich wieder arbeiten gehen", sagt Ali Hussein Ahmed. "Zuvor habe ich mich so müde gefühlt." Der sechsfache Vater leidet an Bluthochdruck und Diabetes. Die Behandlung ist für ihn und seine gesamte Familie überlebenswichtig: Ohne sein Einkommen bei einem Putzservice wüsste die Familie nicht, wie es weitergehen soll. "Ich bin wieder bei Kräften und kann nun wieder alles tun, um meinen Kindern Essen auf den Tisch zu stellen. Ich will auch weiterhin hierher kommen. Ich fühle mich hier gut aufgehoben."
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