von Aktion Deutschland Hilft/Handicap International
Mehrmals pro Woche hält Viktoria Vdovichuk, Expertin für Sprengstoffrisiken bei Handicap International, sogenannte CPP- und EORE-Kurse vor ukrainischen Schulklassen in Czernowitz, Winnyzja, Poltawa und Dnipro ab. Hinter diesen eher kryptischen Abkürzungen verbirgt sich lebensrettendes Wissen für Kinder in Kriegsgebieten. Es geht um nicht weniger als den Umgang mit Minen, Sprengfallen und das richtige Verhalten im Ernstfall.
Die Abkürzungen CPP und EORE stehen für conflict preparedness and protection und explosive ordnance risk education – zu Deutsch: Konfliktvorsorge- und Schutz sowie Aufklärung über die Gefahren von Sprengstoffen.
Mit den aktuellen CPP- und EORE-Kursen haben die Helferinnen und Helfer in der Ukraine bisher mehr als 38.000 Menschen erreicht, über 1.500 Sitzungen wurden durchgeführt und 575 humanitäre Akteure und 84 kommunale Anlaufstellen geschult.
Auch über spezielle Radioprogramme, die in abgelegenen Gegenden gehört werden können, klärt Handicap International die Zivilbevölkerung, insbesondere zurückkehrende Geflüchtete, über die Gefahren von Minen und Sprengkörpern auf.
Die Ukraine ist heute einer der am stärksten mit Kampfmitteln verseuchte Ort der Welt. Nicht zuletzt deshalb, weil hier seit 2014 gekämpft wird. "In der Regel wissen die Kinder bereits etwas über das Thema aus dem Fernsehen, von ihren Eltern oder aus dem Internet", erklärt Vdovichuk. "Aber sie haben oft falsche oder unvollständige Informationen, deshalb bringen wir ihnen die richtigen Verhaltensweisen bei. Wir zeigen den Kindern wie Minen aussehen und sagen ihnen, wo sie zu finden sind – in Schützengräben oder auf Stützpunkten, in zerstörten Gebäuden, auf leeren Feldern, in Wäldern, auf Autobahnen. All diese Orte können verseucht sein."
Minen in der Ukraine: Kinder sind stärker gefährdet
Kinder, die nicht wissen, dass sie solche Orte meiden sollten, sind anhaltendem Risiko ausgesetzt. Statistisch geraten sie in ehemaligen und aktiven Kriegsgebieten viel häufiger in Lebensgefahr als Erwachsene, weil Kinder gern alles erkunden und anfassen, was sie sehen. Bei Minen und Sprengfallen kann Neugierde jedoch fatale Folge haben.
"Manchmal können Kampfmittel getarnt oder in anderen Gegenständen versteckt sein", sagt Vdovichuk. "In der Region Donezk haben wir Sprengkörper in Spielzeug, Büchern und sogar Mobiltelefonen gesehen. Wenn ich Kinder zum Beispiel frage: 'Wenn du ein iPhone auf der Straße siehst, nimmst du es dann in die Hand?', sagen sie in der Regel: 'Ja!' Genau das gilt es zu vermeiden. Das müssen die Kinder verstehen: In Kriegsgebieten ist alles als potenziell gefährlich anzusehen."
Video: So leistet Handicap International in der Ukraine Nothilfe
"Eine einzige Bewegung kann tödlich sein"
Selbst wenn der Krieg heute beendet wäre, würde es über 100 Jahre dauern, die Ukraine erfolgreich von Minen zu befreien. Generationen werden mit den Folgen des Krieges konfrontiert sein.
Vdovichuk und ihre Kolleginnen und Kollegen lassen sich davon nicht entmutigen: "Ich mache diese Arbeit, weil ich die Menschen vor Gefahren schützen möchte. Ich habe früher als Entminerin gearbeitet und dabei viel erlebt. Eine einzige falsche Bewegung kann tödlich sein. Deshalb möchte ich mehr und mehr Menschen in der Ukraine über diese Gefahren informieren – und ich werde das auch weiter tun."
+++ Spendenaufruf +++
Aktion Deutschland Hilft, Bündnis der Hilfsorganisationen,
bittet dringend um Spenden für die betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Stichwort: Nothilfe Ukraine
IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, BIC: BFSWDE33XXX
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