von Aktion Deutschland Hilft
Im Dezember 2000 wurde der 20. Juni von der UN-Vollversammlung zum internationalen Gedenktag für Geflüchtete erklärt. Der Tag ist den Binnenvertriebenen, Asylsuchenden, Geflüchteten und Staatenlosen auf der ganzen Welt gewidmet: also allen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung, Terror oder Naturkatastrophen fliehen mussten.
Weltflüchtlingstag: Zahlen und Fakten
Weltweit waren Ende 2023 117,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon sind:
- 31,6 Millionen Geflüchtete
- 67 Millionen Binnenvertriebene
- 6,9 Millionen Asylsuchende
- 5,8 Millionen Menschen, die internationalen Schutz brauchen
- 6 Millionen Geflüchtete aus palästinensischen Gebieten unter UN-Mandat
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen liegt die Zahl der Geflüchteten weltweit Mitte 2024 bereits bei 120 Millionen.
11 Dinge, die Sie zum Weltflüchtlingstag wissen sollten
Mehr als 73 Prozent aller Menschen, die Ende 2023 auf der Flucht waren, stammten aus gerade einmal fünf Ländern. Die meisten Menschen auf der Flucht sind Binnenvertriebene, also Geflüchtete innerhalb ihres Heimatlandes. Weltweit betrifft das rund 67 Millionen Menschen.
Die meisten fliehen aus Syrien, jenem Land, das seit 2011 von Krieg und Kämpfen betroffen ist, und aus Afghanistan. Mehr als 6,4 Millionen Menschen sind aus beiden Ländern jeweils in andere Länder geflohen.
Aus Venezuela zählen die Vereinten Nationen 6,1 Millionen Geflüchtete, die meisten von ihnen haben in Lateinamerika und der Karibik Zuflucht gefunden. Das Land steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, allein zwischen 2014 und 2020 büßte das Land ungefähr 80 Prozent des Bruttoinlandproduktes ein. Hinzu kommen politische Verfolgungen und Repressionen der Bevölkerung durch den Sicherheitsapparat.
Aus der Ukraine waren Ende des vergangenen Jahres knapp 6 Millionen Menschen auf der Flucht, aus dem Südsudan waren es 2,3 Millionen.
Ende 2023 waren 117,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Zum Vergleich: Ende 2022 waren es 108,4 Millionen. Neue aufgeflammte Konflikte wie die Gewalt im Sudan haben zu dem Anstieg ebenso beigetragen wie bestehende Krisen und Kriege.
Ebenso trägt der Klimawandel seinen Teil bei. Neben den Kriegen in Nahost, der Ukraine und dem Sudan bestehen die Krisen im Jemen, in Syrien, in Venezuela und in der Demokratischen Republik Kongo weiter. Und auch die Fluchtbewegung aus Mittel- und Südamerika Richtung Norden hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen.
Im Sudan sind Mitte April 2023 schwere Kämpfe zwischen dem Militär und der paramilitärischen Gruppierung Rapid Support Forces (RSF) ausgebrochen. Die ohnehin schon angespannte humanitäre Lage spitzt sich zu, Menschen sterben und werden verletzt.
Viele fliehen vor den Kämpfen, vor allem in die Nachbarländer Südsudan, Äthiopien, Ägypten, Tschad und die Zentralafrikanische Republik. Die meisten Sudanes:innen fliehen innerhalb des Landes: Mehr als 7 Millionen Menschen sind bislang innerhalb des Sudans vertrieben worden.
Vor dem Konflikt war der Sudan selbst ein Zufluchtsland. Nun kehren viele der Geflüchteten in ihre Herkunftsländer zurück. Im Südsudan kamen bis Mitte Juni rund 150.000 Geflüchtete an, die nicht ursprünglich aus dem Südsudan stammen. Mehr als 550.000 Menschen, die im Südsudan ankamen, waren Rückkehrer:innen, also Menschen, die einst selbst in den Sudan geflohen waren.
Insgesamt fast 2 Millionen Menschen sind aus dem Sudan geflohen, die meisten von ihnen nach Ägypten (500.000 ankommende sudanesische Geflüchtete) und nach Tschad (mehr als 600.000 ankommende sudanesische Geflüchtete).
Während des zweiten Bürgerkriegs im Südsudan in den 80er Jahren flohen etwa 20.000 Kinder aus ihrer Heimat – allein, ohne ihre Familien. Viele waren verwaist oder wurden während der Kämpfe von ihren Eltern getrennt. Vor allem die minderjährigen Jungen wurden nicht selten als Soldaten für die Rebellenarmee eingesetzt. Später werden sie als Lost Boys of Sudan bezeichnet.
Die meisten der 20.000 fliehenden Kinder waren Jungen zwischen sieben und 17 Jahren. In Gruppen waren sie manchmal Wochen, manchmal Jahre bis zum nächsten Geflüchtetencamp unterwegs, ohne Nahrung, ohne Besitz und ohne genaue Kenntnis, in welche Richtung sie am besten gehen sollten. Sie durchquerten Kriegsgebiete, waren Angriffen von wilden Tieren ausgesetzt und außerdem der sengenden Hitze.
Die meisten kamen in Äthiopien an und lebten dort bis zum Krieg 1991 in einem Camp. Die Kinder und jungen Erwachsenen flohen erneut; viele kamen im Geflüchtetencamp Kakuma in Kenia unter – heute einem der größten Camps weltweit.
Die Menschen leben dort wie in einer eigenen Stadt, allerdings ohne fließendes Wasser und ohne Elektrizität. Die Angaben, wie viele Geflüchtete dort untergebracht sind, variieren je nach Quelle zwischen 100.000 und 200.000 Menschen.
Einige der Lost Boys wurden später wieder mit ihren Familien zusammengebracht, anderen wurde die Umsiedlung in die Vereinigten Staaten angeboten. Frieden in ihrer Heimat, dem von Krieg und Konflikten geprägten Staat Südsudan, finden sie nicht.
Ende 2023 waren rund 67 Millionen Menschen innerhalb des eigenen Landes auf der Flucht, ein Großteil davon aufgrund von Konflikten und Gewalt. Die Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich an: 2022 waren es noch 62,5 Millionen Menschen. Das liegt an verschiedenen neuen und auch bestehenden Krisen und Kriegen.
Konfliktlösungen, weniger Katastrophenrisiko, Klimaresilienz, Ernährungssicherheit und weniger Armut können den Menschen dabei helfen, in ihre Heimat zurückzukehren.
Mehr als 270.000 Menschen haben im vergangenen Jahr eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt auf sich genommen: über das Mittelmeer nach Spanien, Griechenland, Italien und die Kanaren. Mehr als 4.000 Menschen sind auf dem gefährlichen Weg gestorben oder werden vermisst.
2022 waren es mehr als 159.000 Menschen, von denen mehr als 2.400 weiterhin werden vermisst werden.
Starkregen, Dürreperioden, Hitzewellen und steigende Meeresspiegel: Der Klimawandel ist inzwischen überall auf der Welt sicht- und spürbar. Ausgerechnet die Länder, die bislang kaum Treibhausgase ausgestoßen haben und damit am wenigsten zum Klimawandel beitragen, leiden unter den Auswirkungen – die Länder des sogenannten Globalen Südens.
"Hätten wir schon vor einem halben Jahrhundert gehandelt, dann ständen wir heute nicht da, wo wir heute stehen", sagt Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif. "Aber wir müssen jetzt weitermachen, denn die Umwelt ist das wichtigste, das wir haben!" Er meint damit besonders die Industrieländer, die aktiv werden müssen – denn diese Länder haben den größten Anteil an den CO2-Emissionen.
Mehr als 100 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Einige davon seien Klimageflüchtete, sagt Latif, messbar sei das aber nicht. Im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention gibt es keine Klima- oder Umweltflüchtlinge. Schätzungen zufolge könnte Klimawandel bis zum Jahr 2050 ungefähr 200 Millionen Menschen dazu zwingen, ihr Zuhause zu verlassen.
Doch wie die Realität aussehen wird, ist nicht eindeutig vorherzusagen. Benjamin Schraven ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik und er sagt: Gerade die Ärmsten, die sehr stark vom Klimawandel betroffen sind, können es sich oft nicht leisten, ihre Heimat zu verlassen und Zuflucht in einem anderen Land zu suchen.
Und: Krieg und Gewalt sind nach wie vor Hauptgründe für Flucht. Ob die globale Erwärmung und deren Auswirkungen also der Grund für die Flucht war oder nur ein Aspekt von vielen, ist kaum sicher feststellbar.
Also: Der Klimawandel ist für Menschen ein Fluchtgrund – schon heute. Wichtig ist, das Klima zu schützen, um die Erde zu retten. Und Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen und eine Zuflucht zu bieten.
In vielen Teilen der Welt werden LGBTIQ+-Personen diskriminiert. Einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen sind in vielen Ländern nach wie vor strafbar. Verfolgung und Diskriminierung sind für LGBTIQ+-Personen oft Gründe, ihre Heimat zu verlassen.
LGBTIQ+-Personen gibt es in allen Kulturen und Gesellschaften. Eine Sensibilisierung der Helfer:innen ist daher wichtig: um von Diskriminierung betroffene Menschen zu schützen und eine Vertrauensbasis aufzubauen.
Auch in der Unterkunft für Geflüchtete müssen Schutz und Sicherheit sichergestellt sein. Genau wie angepasste und spezielle Gesprächsangebote auf Augenhöhe und sichere Räume, in denen sich die Menschen austauschen können.
Unser Bündnis war im vergangenen Jahr in 92 Ländern mit 617 Hilfsprojekten aktiv – auf der ganzen Welt. Viele dieser Projekte richten sich an geflüchtete Menschen: In mehr als 40 Ländern sind unsere Bündnisorganisationen in fast 140 Projekten für Geflüchtete aktiv.
Zum Beispiel in Syrien. Das ohnehin schon vom Krieg betroffene Land wurde im Februar 2023 von schweren Erdbeben getroffen, viele Menschen haben erneut ihr Zuhause verloren.
Auch der Krieg in der Ukraine prägte das vergangene Jahr: Ein Drittel der Bevölkerung des Landes ist vertrieben. Mehr als 20 unserer Bündnisorganisationen sind in der Ukraine und den Zufluchtsländern aktiv und unterstützen die Menschen auf allen Stationen der Flucht.
Auch in Ländern und Regionen, die weniger im Fokus der Öffentlichkeit stehen, sind wir aktiv und helfen. Zum Beispiel im Jemen, wo seit Jahren eine der schlimmsten Hungerkatastrophen der ganzen Welt herrscht. Oder in der Demokratischen Republik Kongo, wo mehr als 13 Millionen Menschen von Gewalt und Flucht betroffen sind – und wo im Mai 2023 eine schwere Flut erneut Tausende dazu zwang, alles hinter sich zu lassen.
Oder im Südsudan, wo Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot stehen. Und in Bangladesch, wo mehr als eine Million Menschen im größten Geflüchtetencamp der Welt ausharrt und weder genug Platz noch genug sauberes Wasser und Essen hat.
Seit mehr als fünf Jahren lebt ein Großteil von ihnen im größten Flüchtlingscamp der Erde: die Rohingya. Im Süden von Bangladesch nahe der Stadt Ort Cox’s Bazar leben mehr als eine Million Menschen unter prekären Bedingungen, eingezäunt, bewacht und von vielen vergessen. Die Menschen dürfen das Camp nicht ohne Erlaubnis verlassen, und niemand darf unerlaubt hinein.
Das Volk lebte im heutigen Rakhine-Staat in Myanmar. Dort sind sie als muslimische Minderheit im buddhistischen Myanmar nicht als eigene Bevölkerungsgruppe anerkannt, haben keine Staatsbürgerschaft und verfügen deshalb über keine Rechte. Unter anderem wegen ihres Glaubens und ihrer nicht vollständig geklärten Herkunft sind sie seit Jahrzehnten von Diskriminierung betroffen.
Zu einer Eskalation des Konflikts innerhalb von Myanmar kam es im August 2017. Einen Angriff der selbst ernannten Rebellen-Armee der Rohingya auf verschiedene Kontrollposten in Myanmar nahm das Militär zum Anlass, eine Offensive gegen die gesamte Rohingya-Bevölkerung zu starten. Häuser und Dörfer brannten nieder, Menschen starben.
Als Reaktion auf die Gewalt flohen Hunderttausende Rohingya ins benachbarte Bangladesch. Dort leben sie seither im Geflüchtetencamp, oftmals ohne fließendes Wasser und ohne Perspektive.
Die Rohingya sind laut UN-Angaben die am meisten verfolgte Minderheit auf der ganzen Welt.
Ein sehr aktuelles Beispiel für Drittstaatengeflüchtete: Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, aber nicht die ukrainische Staatsbürgerschaft haben.
Anders als andere ukrainischen Geflüchteten erhalten sie nicht sofort den Aufenthaltsstatus. Die Menschen haben keine Arbeitserlaubnis und können auch das Studium nicht schnell fortsetzen, selbst wenn sie vorher auch an einer Universität eingeschrieben waren – im Gegensatz zu ukrainischen Staatsbürger:innen.
Kurz gesagt: Obwohl alle vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, ist der Empfang in Deutschland nicht gleich. Die Menschen werden anders behandelt. Für Drittstaatengeflüchtete ist oft lange unklar, wie und ob sie bleiben dürfen. Das bedeutet sehr viel Unsicherheit in einer ohnehin schon unsicheren Zeit kurz nach der Flucht aus dem eigenen Zuhause.
Was Drittstaatengeflüchteten neue Hoffnung und Perspektive geben kann, hören Sie in unserem Podcast.
Der Weltflüchtlingstag soll auf die Notsituation der Menschen aufmerksam machen. Jedes Jahr am 20. Juni finden weltweit Aktionen statt, um die Öffentlichkeit aufzurütteln. Außerdem sollen damit Mut, Tapferkeit, Stärke und Entschlossenheit jener Menschen gewürdigt werden, die ihre Heimat aufgrund von Verfolgung, Konflikt, Gewalt oder Naturkatastrophen verlassen mussten.
Flüchtlinge weltweit: Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
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Geflüchtete weltweit | 68,5 Mio. | 70,8 Mio. | 79,5 Mio. | 82,4 Mio. | 89,3 Mio. | 108,4 Mio. | 117,3 Mio. |
Nach den verheerenden Erdbeben in Syrien und in der Türkei im Februar 2023 haben Zehntausende Menschen alles verloren. In Syrien, dem ohnehin schon vom Krieg schwer betroffenen Land, mussten viele Menschen erneut ihr Zuhause verlassen. Viel Zeit blieb nicht – oftmals sind es nur wenige Gegenstände, die die Betroffenen aus ihren Häusern retten konnten.
Kurz und kompakt: Zahlen zu Flüchtlingen weltweit
- Die Zahl der durch Krieg, Verfolgung, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen vertriebenen Menschen hat Ende 2023 den Rekordwert von 117,3 Millionen erreicht – 8,9 Millionen mehr als im Vorjahr.
- Rund 40 Millionen der Geflüchteten sind Kinder.
- 73 Prozent der Geflüchteten stammen aus gerade einmal fünf Ländern: Afghanistan (6,4 Millionen), Syrien (6,4 Millionen), Venezuela (6,1 Millionen), Ukraine (6 Millionen), Südsudan (2,3 Millionen)
- 75 Prozent der Geflüchteten werden von Ländern aufgenommen, die an Krisengebiete grenzen und Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind.
- Die am wenigsten entwickelten Länder gewährten 21 Prozent aller Geflüchteten Asyl.
- Zwischen 2018 und 2023 sind ungefähr 2 Millionen Kinder als Geflüchtete auf die Welt gekommen.
Quelle: UNHCR (Stand: 06/2024)
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