Ein CARE-Mitarbeiter schildert, wie plötzlich die Fluten über Pakistan hereinbrachen
von Jamshed Naseer, Sicherheitsbeauftragter von CARE in Pakistan. Er war Zeuge der Verwüstung in der Region Khyber Pakhtunkjwa, Swat, Nowshera und Charsadda. Dies ist sein Augenzeugenbericht.
"Es gibt unsere Pläne und es gibt die Pläne von Gott. Die Wahrheit, die hinter diesem Sprichwort steht, wurde mir noch nie so schmerzlich bewusst wie am 27. Juli 2010.
Der Tag begann wie ein ganz normaler Sommertag. Die Sonne schien und unser enthusiastisches, fünfköpfiges Team machte sich auf den Weg ins Swat-Tal, um die laufenden CARE-Projekte zu besuchen. Das Swat-Tal ist eine Gegend, die bis vor kurzem noch ein viel und gern besuchter Touristenort war. Ich erinnerte mich an die netten, gastfreundlichen Menschen dieser schönen Provinz. Aber bei unserem Besuch war dieses bekannte Lächeln von besorgten Mienen vertrieben worden. Zwar sind diese tapferen Menschen immer noch herzlich und freundlich, aber trotzdem erzählt dieser Ort, der früher als Himmel auf Erden galt, nun seine ganz eigene Geschichte.
Während des Besuchs hatten mein Team und ich einen straffen Zeitplan. Wir trafen Vertreter der Lokalbehörden, besuchten die Projekte vor Ort und tauschten uns darüber aus, was als nächstes zu tun ist. Am Abend gingen wir alle zufrieden ins Bett, unsere Köpfe voll von Plänen für den kommenden Tag. Ich erinnere mich, wie mich der tröpfelnde Regen wie ein Gute-Nacht-Lied in den Schlaf sang.
Erst war es ein ganz normaler Arbeitstag und der übliche Regen…
Der nächste Tag, der 28. Juli, ist ein Datum, das sich für die nächsten Jahre in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Es war am Morgen um 8.15 Uhr, als Waleed, Mujahid und ich in der Lobby des Hotels saßen, unser Frühstück genossen und den Regen bestaunten, der das Tal so frisch und grün erscheinen ließ. Wir begannen unsere Tour wie geplant und besuchten eine Gesundheitsstation. Wir saßen bequem auf den Vordersitzen unseres Autos, die Klimaanlage voll aufgedreht, der Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe.
Durch die Scheibenwischer konnte ich sehen, wie die Leute umher rannten und dabei versuchten, ihre Köpfe mit Tüten und Zeitungen vor dem Regen zu schützen. Frauen hielten Kinder im Arm und Männer trugen Haushaltsgegenstände mit sich. Ich fragte mich nur, warum sie hier draußen im Regen waren. Aber zunächst verschwand diese Frage wieder aus meinem Kopf.
Konzentriere dich, sagte mir selbst. Ich nahm das Telefon, um die lokalen Behörden anzurufen. In meinem Kopf waren alle Karten, Zeiten und Orte – IDEA Büro, Gwaliari, die Projekte vor Ort, rechtzeitig im Hotel zurück sein, Reiseentfernung, die Zeit, die man braucht…… Es goss in Strömen, die Sicht war mäßig, unser Auto kroch die Straße entlang und dann erfuhren wir, dass die Gwaliari-Brücke zusammengebrochen ist. Erst in diesem Augenblick musste ich wieder an die Leute auf der Straße denken. Wir fuhren so nah wie möglich an die Brücke heran.
Szenen wie aus einem Albtraum
Ich stand da und betrachtete den Regen. Man hörte das strömende Wasser, das Brechen des Holzes und inmitten der Verwüstung die Menschen, die ihr hart erarbeitetes Hab und Gut zurück ließen und um ihr Leben rannten. Ich sah, wie Väter versuchten, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, sie auf ihren Schultern trugen, wie Mütter ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten, ihre Kinder beschützten. Ich sah auch, wie das Wasser alles mit sich riss und Häuser einstürzten oder sich buchstäblich auflösten.
Auch die Straßen brachen unter der Gewalt des Wassers auseinander. Ich delegierte mein Team nach Miadam. Jeder war damit beschäftigt, Informationen zu bekommen und das weitere Vorgehen abzusprechen. Mit jeder Sekunde die verstrich, fühlte ich mich schlechter. Hier standen wir, sicher und warm, mit einem Dach über unseren Köpfen, Essen in unseren Mägen und einem weichen Bett zum Schlafen. Der Regen, der mich letzte Nacht noch in den Schlaf wog, lässt mich nun weinen. Ich fühlte mich verantwortlich. Wir hatten alle für das Kommen des Regens gebetet, denn er bedeutet eine gute Ernte. Aber diese Massen…
Nachts drehte ich mich unruhig hin und her und fragte mich immer wieder, Haben wir dafür gebetet?”
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